Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1811079
Endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP): Monozentrische retrospektive Analyse der Erfolgs- und Komplikationsraten unter Berücksichtigung der Papillenmorphologie
Authors
Einleitung: Die endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) ist ein hauptsächlich therapeutisch genutztes Standardverfahren mit einer im Vergleich zu anderen endoskopischen Eingriffen hohen Komplikationsrate.
Ziele: Analyse der Erfolgs- und Komplikationsrate sowie Identifizierung spezifischer Risikofaktoren.
Methodik: Es wurden retrospektiv über 6 Monate alle ERCPs in unserem Lehrkrankenhaus eingeschlossen. Erfasst wurden verschiedene patientenbezogene und technische Parameter sowie Indikationen und Komplikationen. Bei erstmaligen ERCPs (n=83) erfolgte zusätzlich eine Einteilung der Papillenmorphologie nach modifizierter Haraldsson-Klassifikation ([Abb. 1]).


Ergebnis: Bei den 275 eingeschlossenen Patienten (Durchschnittsalter 67 Jahre, 40% Frauen) wurden insgesamt 291 ERCPs durchgeführt. In 83 Fällen (28,5%) handelte es sich um eine erstmalige ERCP. Die Kanülierungsrate aller ERCPs lag bei 97%, die der erstmaligen ERCPs bei 94%. In 21 Fällen (7,2%) kam es zu Blutungen, davon waren 86% leichte selbstlimitierende Blutungen. Bei 14% war eine Intervention notwendig, in keinem der Fälle gab es einen signifikanten Hb-Abfall. Die Blutungsrate betrug 11,4% unter NOAK, 10,5% unter Thrombozytenaggregationshemmern und 5,1% ohne Gerinnungsmedikation. In 2 Fällen (0,7%) kam es zu einer prozedurassoziierten Infektion, Perforationen traten nicht auf. Fieber entwickelten 4 Patienten (1,4%) nach der ERCP. Es kam nach 7 Untersuchungen (2,4%) zu einer Post-ERCP-Pankreatitis (PEP). Patienten mit PEP waren signifikant jünger (M=56,29 Jahre, SD=15,33) als Patienten ohne PEP (M=68,55 Jahre, SD=13,96). Die mittlere Durchleuchtungszeit betrug 4,34 Minuten (SD=4,41), die mittlere Strahlenbelastung lag bei 544,37 cGy/cm² (SD=794,10). In 20 Untersuchungen (6,9%) wurde ein Precut der Papilla durchgeführt. Die häufigsten Nativpapillen waren Typ 1 mit 43,4% und Typ 2 mit 19,3% (siehe [Tab. 1]); es konnte keine signifikante Korrelation zwischen Papillenform, Komplikationen oder der Precutrate festgestellt werden.
N |
% |
|
---|---|---|
Typ 1 |
36 |
43,4% |
Typ 2 |
16 |
19,3% |
Typ 3 |
6 |
7,2% |
Typ 4 |
5 |
6,0% |
Typ 5 |
4 |
4,8% |
NC |
16 |
19,3% |
Schlussfolgerung: Die retrospektive Auswertung der ERCPs über 6 Monate in unserem Zentrum zeigt eine niedrige Komplikations- und hohe Kanülierungsrate. Jüngeres Alter ließ sich als Risikofaktor für PEP identifizieren. Die Papillenmorphologie hatte in dieser Analyse keinen nachweisbaren Einfluss auf die Precutrate oder Komplikationen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany