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DOI: 10.1055/s-0045-1811083
Häufigkeit und Relevanz von Burst-Suppression-Mustern in der gastrointestinalen Endoskopie und Bronchoskopie unter Propofolsedierung
Authors
Einleitung: Die algorithmische Detektion von Burst-Suppression-Mustern (BSP) im Elektroenzephalogramm (EEG)-basierten Neuromonitoring ist in der Allgemeinanästhesie Standard zur Erkennung tiefer und sehr tiefer Narkose. Der Stellenwert von BSP in der Überwachung im Rahmen der Sedierung bei Endoskopien ist bisher unklar und BSP wurden bisher nur indirekt identifiziert [1]. Die angegebene BSP-Inzidenz von 28% bei ambulanten Koloskopien erscheint im Kontext klinischer Erfahrung und vorliegenden Sicherheitsdaten nicht glaubwürdig.
Ziele: Feststellung der BSP-Inzidenz durch visuelle Segmentierung klinisch annotierter EEGs von Endoskopien unter Propofolsedierung und Beurteilung der prädiktiven Relevanz für die Sedierungssicherheit.
Methodik: Ein klinisch annotierter multimodaler Biosignaldatensatz der Endoskopiesedierung mit 171 frontotemporalen 2-Kanal-EEGs [2] wurde zunächst algorithmisch auf das Auftreten von BSP durchsucht. Anschließend wurden 21 zufällig ausgewählte und alle algorithmisch positiven Aufzeichnungen, sowie 298 Segmente aus den verbleibenden Aufzeichnungen (Gesamtdauer 665 min) und eine Positivkontrolle visuell segmentiert. Gefundene BSP-Episoden wurden im Kontext der klinischen Referenzdaten und sedierungsassoziierter Komplikationen auf klinische Relevanz beurteilt.
Ergebnis: Es wurden zwei BSP-Episoden von 27 und 69 s Dauer in der algorithmisch positiven Aufzeichnung visuell identifiziert ([Abb. 1]). Dies entspricht 0,3% der gesamten segmentierten Zeit, die Patienten bewusstlos waren und einer Inzidenz von 4,5% auf Basis der vollständig visuell segmentierten EEGs. Von 19 milden sedierungsassoziierten Komplikationen in den 22 vollständig segmentierten Aufzeichnungen wurde keine in BSP-positiven Aufzeichnungen gefunden.


Schlussfolgerung: Trotz hoher Inzidenz und klinischer Relevanz in der Allgemeinanästhesie sind BSP seltene Ereignisse in der Sedierung bei Endoskopien und haben keine Relevanz für die Vorhersage sedierungsassoziierter Komplikationen. Wir bieten damit einen weiteren Erklärungsansatz für den geringen Nutzen EEG-basierter Neuromonitore aus der Allgemeinanästhesie in der Endoskopiesedierung.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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