Z Gastroenterol 2025; 63(08): e624-e625
DOI: 10.1055/s-0045-1811111
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
High-End im oberen GI-Trakt: Intervention zwischen Innovation und Routine Donnerstag, 18. September 2025, 15:50 – 17:02, Vortragsraum 11

Gewebetraktion durch Freihandnaht während endoskopischer Submukosadissektionen

L Kowalski
1   Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
,
S Hartmann
1   Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
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J Weigt
1   Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
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S Erfurth
1   Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
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V Keitel-Anselmino
1   Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung: Durch die Einführung spezieller Nähte und Nadelhalter für die flexible Endoskopie wurde das Freihandnähen in der Endoskopie ermöglicht. Aufbauend auf dieser Innovation entwickelten wir eine neue Technik zur Traktionsapplikation während der ESD.

Ziel dieser Studie war es, die Machbarkeit und Performance der sog. "tethered ESD" in einem ex-vivo Schweinemodell zu evaluieren sowie die Anwendung beim ersten Patientenfall zu präsentieren.

Methoden: In einem ex-vivo Modell mit Schweinemägen wurden in jedem Präparat zwei standardisierte Resektionen durchgeführt. Nach Markierung künstlicher Läsionen mittels Polypektomieschlinge und Koagulationspunkten erfolgte eine submukosale Inzision. Der resultierende Mukosaflap wurde mit einer Naht (3/0, V-LOC 180) fixiert und an der gegenüberliegenden Magenwand proximal der Läsion befestigt. Die resultierende Traktion exponierte den submukosalen Raum. Alle Resektionen erfolgten unter Einsatz eines Hybridmessers (Endocut Q für Inzision, Precise-Sec Modus für Dissektion) mit dem dann zunächst vollständig umschnitten und anschließend dissiziiert wurde. Die Technik wurde ebenfalls in einem ersten humanen Fall bei einer 2 cm großen Magenläsion am Angulus angewendet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden sechs Resektionen im Tiermodell durchgeführt. Die mittlere Größe der Resektate betrug 30±4 mm, die mittlere Gesamtprozedurdauer lag bei 24,6±9,37 Minuten. Es waren im Mittel 15,5±5,24 Nadelmanöver für 4,17±2,14 Nähte ( Stichfürungen) erforderlich; durchschnittlich 2,33±2,31 Maneuver zur Spannungsanpassung des Fadens wurden durchgeführt. Es kam zu keinen Perforationen oder Ausrißen der Naht unter Zugbelastung. Alle Resekte wurden en-bloc und vollständig entfernt.

Im ersten klinischen Anwendungsfall verlief die Resektion ohne Komplikationen. Trotz der schwierigen Lokalisation am Angulus konnte der Eingriff komplett in antegrader Position durchgeführt werden. Die Prozedurdauer incl. Naht und Präparation betrug 14 Minuten.

Schlussfolgerungen: Das Freihandnähen zur Traktionsapplikation während der ESD ist sicher, technisch einfach durchführbar und verbessert die Exposition des submukosalen Raumes. Diese Methode könnte insbesondere bei der Resektion größerer oder schwierig lokaliserter Läsionen einen wichtigen Vorteil darstellen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

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