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DOI: 10.1055/s-0045-1811143
Zwischen Fortschritt und Gläserner Decke: 11 Jahre Geschlechterverteilung in Gastroenterologie und Viszeralchirurgie auf dem Viszeralmedizin-Kongress
Einleitung: Trotz eines wachsenden Bewusstseins für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (engl.: DEI) bestehen in Deutschland weiterhin strukturelle Barrieren, insbesondere sichtbar in der Unterrepräsentation von Frauen als Referentinnen und Vorsitzende auf renommierten Fachkongressen.
Ziele: Diese Analyse untersucht systematisch die Geschlechterverteilung in der Gastroenterologie und Viszeralchirurgie auf dem größten deutschen viszeralmedizinischen Kongress.
Methodik: Analysiert wurden die Programme der Viszeralmedizin-Jahrestagungen von 2013–2024 (ausgenommen 2020), mit Fokus auf Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Erfasst wurden Geschlechterverhältnisse bei Vortragenden und Vorsitzenden in Hauptsitzungen, Abstract-Sitzungen, Industrie-Symposien, Kongresspräsidentschaften und Preisvergaben. Seit 2019 gilt ein DGVS-Paritätsbeschluss für Vorsitzende. Insgesamt wurden 1333 gastroenterologische, 306 interdisziplinäre und 543 viszeralchirurgische Sitzungen mittels linearer Regressionsanalyse und Chi²-Test ausgewertet.
Ergebnisse: Über 11 Jahre zeigte sich ein signifikanter Anstieg des Frauenanteils in Hauptsitzungen bei Vortragenden (Gastroenterologie: r²=0.600, p=0.005; Viszeralchirurgie: r²=0.707, p=0.001) und noch deutlicher bei Vorsitzenden (Gastroenterologie: r²=0.807, p<0.001; Viszeralchirurgie: r²=0.796, p<0.001). Auch bei Abstract-Sitzungen stieg der Frauenanteil bei Vortragenden (Gastroenterologie: r²=0.445, p=0.025; Viszeralchirurgie: r²=0.414, p=0.033) und Vorsitzenden (Gastroenterologie: r²=0.490, p=0.016; Viszeralchirurgie: r²=0.678, p=0.002) signifikant. In Industrie-Symposien der Gastroenterologie wurde ebenfalls ein signifikanter Anstieg bei Vortragenden (r²=0.641, p=0.003) und Vorsitzenden (r²=0.729, p<0.001) festgestellt. In der Viszeralchirurgie hingegen zeigten sich in diesem Bereich keine signifikanten Entwicklungen (Vortragende: r²=0.110, p=0.384; Vorsitzende: Männeranteil 100%). Frauen bleiben sowohl bei der Verleihung wissenschaftlicher Preise als auch bei Kongresspräsidentschaften stark unterrepräsentiert (Präsidentschaften – Gastroenterologie: 0% Frauen; Viszeralchirurgie: 8% Frauen). Parität wird in beiden Bereichen annähernd nur bei den Vorsitzen erreicht.
Schlussfolgerung: Trotz spürbarer Fortschritte seit dem DGVS-Paritätsbeschluss bestehen weiterhin deutliche Repräsentationslücken zulasten von Frauen, insbesondere in zentralen Kongressformaten.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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