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DOI: 10.1055/s-0045-1811149
Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Wahrnehmung der Chirurgie im Studium
Authors
Einleitung: Der Nachwuchsmangel in der Chirurgie stellt eine wachsende Herausforderung dar. Ursachen hierfür sind unter anderem unzureichende Work-Life-Balance, lange Arbeitszeiten sowie geschlechtsspezifische Ungleichheiten. Diese Faktoren führen dazu, dass sich viele Medizinstudierende für alternative Fachrichtungen entscheiden. Positive Erfahrungen während chirurgischer Praktika können das Interesse an diesem Fachbereich fördern. Der Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und der Entscheidung für eine chirurgische Fachrichtung ist bislang nicht eindeutig geklärt.
Ziele: Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und dem Interesse an einer chirurgischen Karriere zu untersuchen. Zudem wurde analysiert, ob und wie sich der Berufswunsch sowie die Wahrnehmung der Chirurgie durch ein zweiwöchiges Blockpraktikum verändern.
Methodik: Es wurden 30 Medizinstudierende des vierten Studienjahres vor und nach dem Blockpraktikum in der Chirurgie eingeschlossen. Die Erhebung erfolgte mittels Big Five Inventory (BFI) zur Persönlichkeitsanalyse sowie eines Fragebogens bezüglich ihrer Karrierevorstellungen und der Wahrnehmung des Faches Chirurgie. Die Einschätzungen wurden über eine 6-Punkte-Likert- Skala (1=stimme voll zu, 6=stimme nicht zu) erfasst. Zur statistischen Auswertung wurden der Wilcoxon-Test und der Related-Samples Marginal Homogeneity Test verwendet.
Ergebnisse: Von den 30 Teilnehmenden (19 weiblich, 11 männlich; Alter: 21–34 Jahre) hatten 9 keine, 20 einige und 1 umfangreiche Vorerfahrungen in der Chirurgie. Studierende mit Interesse an einer chirurgischen Laufbahn wiesen ein signifikant höheres Maß an Extraversion auf als jene ohne entsprechendes Interesse (83.0 vs. 73.57; p=0.015). Für die anderen vier Persönlichkeitsdimensionen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Nach dem Praktikum nahm die Wahrnehmung der Gleichstellung von Frauen in der Chirurgie deutlich zu. (p<0.001). Die generelle Bereitschaft, eine chirurgische Karriere zu verfolgen, veränderte sich nicht signifikant (p=0.617).
Schlussfolgerung: Persönlichkeitsmerkmale, insbesondere Extraversion, könnten einen relevanten Einfluss auf das Interesse an der Chirurgie haben. Zudem zeigt sich, dass Praktika einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung von geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Chirurgie haben können. Das Blockpraktikum beeinflusst die Entscheidung für eine chirurgische Laufbahn nicht unmittelbar.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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