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DOI: 10.1055/s-0045-1811157
Nutzung von Komplementär- und Alternativmedizin bei Patient*innen mit Darminsuffizienz und Darmversagen – Ergebnisse einer prospektiven Studie
Einleitung: Die Nutzung von Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) hat in den letzten Jahren bei Patient*innen deutlich zugenommen. Die Prävalenz für die Nutzung von CAM liegt zwischen 26 – 38%, wobei diese primär auf Daten von onkologischen Patient*innen und Patient*innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen fußen. Sie ist häufig nicht nur kostspielig, sondern kann ebenso zu erheblichen Interaktionen mit der Hausmedikation führen. Daten zur CAM-Nutzung von Patient*innen mit Darminsuffizienz oder Darmversagen mit Notwendigkeit von parenteraler Therapie liegen bisher noch nicht vor.
Ziele: Ziel der Studie ist die Erhebung von Prävalenz, Risikofaktoren und Bedarf der CAM-Nutzung bei Patient*innen mit Darminsuffizienz und Darmversagen.
Methodik: Es wurden Daten von 78 Patient*innen mit Darminsuffizienz und Darmversagen von 2024 bis 2025 aus der Kurzdarmsprechstunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin in die prospektive Studie eingeschlossen. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden demografische Daten, Lebensqualität mittels EQ-5D-5L sowie Daten zur aktuellen/früheren CAM-Nutzung inkl. Zielorgan, Therapieeffekt und Kostenübernahme abgefragt.
Ergebnis: 56,4% der Befragten litten an einem Darmversagen mit im Median 5,8 Tagen parenteraler Therapie pro Woche und 43,6% an einer Darminsuffizienz. 44,9% berichteten von einer aktiven CAM-Nutzung. Ein signifikanter Zusammenhang zum Geschlecht, Bildungsstatus, Krankheitsschwere, Einkommen oder Lebensqualität ließ sich nicht nachweisen. Die am meisten genutzte CAM waren Nahrungsergänzungsmittel/Vitamine und Massagen, überwiegend auf Grund von gastrointestinalen Beschwerden, mit gutem Therapieeffekt und ohne Kostenübernahme der Krankenkasse.
Schlussfolgerung: Die Prävalenz der CAM-Nutzung bei Patient*innen mit Darminsuffizienz und Darmversagen liegt höher als bisher aus Kohorten bekannt. Positive Studiendaten oder Leitlinienempfehlungen liegen zu diesem Themenbereich bisher nicht vor. Auf Grund der hohen Prävalenz und gutem subjektiven Therapieeffekten sollten dringlich valide Daten erhoben werden, um diesem Bedarf gerecht zu werden. Der Einsatz erfolgt primär auf Grund von gastrointestinalen Beschwerden, sodass hier weiterhin der größte unerfüllte medizinische Bedarf zu sein scheint.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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