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DOI: 10.1055/s-0045-1811163
Relaparotomie bei akuter mesenterialer Ischämie: Planen oder Warten – welche Strategie rettet Leben?
Einleitung: Die akute mesenteriale Ischämie (AMI) bleibt eine komplexe chirurgische Herausforderung mit hoher Letalität. Nach explorativer Laparotomie ist unklar, ob eine geplante Relaparotomie nach 12 bis 36 Stunden oder ein bedarfsadaptierter („on-demand“) Ansatz vorzuziehen ist. Internationale Leitlinien geben bislang keine klare Empfehlung, wovon die Indikation zur geplanten Relaparotomie abhängig gemacht werden soll.
Ziele: Ziel der Studie war die Analyse des prognostischen Einflusses der Operationsstrategie (geplant vs. „on-demand“) sowie die Identifikation präoperativer Risikofaktoren.
Methodik: Eingeschlossen wurden Patient:innen, die zwischen Juli 2005 und Dezember 2022 wegen einer AMI am Universitätsklinikum Bonn operiert wurden. Erfasst wurden demografische Daten, Komorbiditäten, intra- und postoperative Befunde. Zudem wurden die 30-Tages- und 1-Jahres-Überlebensraten bestimmt und präoperative Risikofaktoren bezüglich ihres Einflusses auf die Letalität analysiert.
Ergebnis: Es wurden 95 Patient:innen eingeschlossen. Die 30-Tages-Überlebensrate betrug 69,5%, die 1-Jahres-Überlebensrate 52,6%. Patient:innen mit geplanter Relaparotomie zeigten nach 30 Tagen sowie einem Jahr signifikant höhere Überlebensraten als die „on-demand“-Gruppe (30-Tages-Überlebensrate: 83,8 % vs. 60,3 %; p = 0,013; [Abb. 1A] | 1-Jahres-Überlebensrate: 64,9 % vs. 44,8 %; p = 0,046; Abb. 1B). Höheres Alter (30-Tages-Letalität: OR 1,08; 95 %-KI 1,03-1,14; p = 0,004 | 1-Jahres-Letalität: OR 1,06; 95 %-KI 1,02-1,11; p = 0,007) und erhöhte präoperative Serumlaktatwerte (30-Tages-Letalität: OR 1,22; 95 %-KI 1,05-1,47; p = 0,015 | 1-Jahres-Letalität: OR 1,22; 95 %-KI 1,04-1,50; p = 0,030) erwiesen sich zudem in der multivariaten Analyse als unabhängige Prädiktoren erhöhter Letalität. Eine vorbestehende Niereninsuffizienz war univariat signifikant mit erhöhter Letalität assoziiert, multivariat jedoch kein unabhängiger Risikofaktor.


Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen deutlich den prognostischen Einfluss der gewählten Operationsstrategie bei AMI. Eine geplante Relaparotomie verbessert signifikant kurz- und langfristiges Überleben und sollte bei geeigneten Patient:innen bevorzugt erwogen werden. Alter und präoperativ erhöhte Serumlaktatwerte sind starke Prädiktoren der Letalität und ermöglichen eine präzise Risikostratifizierung. Diese Daten unterstützen ein proaktives chirurgisches Vorgehen und betonen die Notwendigkeit standardisierter Entscheidungswege im Management der AMI.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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