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DOI: 10.1055/s-0045-1811439
Plazentapathologie bei Feten mit später fetaler Wachstumsrestriktion
Einleitung Es wird angenommen, dass die fetale Wachstumsrestriktion (FGR) primär durch eine Plazentainsuffizienz entsteht. Betroffene Kinder haben ein erhöhtes Risiko für perinatale Morbidität und Mortalität sowie langfristige neurologische und kardiovaskuläre Erkrankungen. Allerdings fehlen bei später FGR häufig Zeichen einer gestörten uteroplazentaren Durchblutung in der Dopplersonographie, wodurch die Abgrenzung gegenüber small for gestational age (SGA) Feten mit normalen Dopplerwerten erschwert wird. Es bedarf daher verbesserter diagnostischer Methoden. Ziel der Studie war es, die Plazentapathologie bei später FGR und SGA im Vergleich zu Kontrollen anhand eines neuen semiquantitativen Punktesystems zu untersuchen und dieses hinsichtlich seiner klinischen und diagnostischen Anwendbarkeit zu validieren.
Methoden In einer prospektiven Kohortenstudie mit Einlingsschwangerschaften wurden Plazenten von late-onset SGA-Fällen (>32Schwangerschaftswochen), im Vergleich zu adequate for gestational age (AGA) Kontrollen untersucht. Die SGA-Kohorte wurde weiter unterteilt in FGR (Geburtsgewicht<3. Perzentile und/oder SGA Feten mit pathologischen Dopplerwerten) und SGA (3.-10. Perzentile mit normalen Dopplerwerten). Die Plazentapathologie wurde basierend auf international empfohlenen Kriterien beurteilt.
Ergebnisse Insgesamt wurden 41 Plazenten untersucht (10 SGA, 13 FGR und 18 AGA). Die SGA/FGR-Gruppe wies signifikant geringere Plazentagewichte auf als die AGA-Plazenten (427±95 vs. 524±62 g, p<0,001). Der kumulative Score der pathologischen Beurteilung war in der FGR- und SGA-Gruppe signifikant höher als bei den AGA ([Abb. 1A]). Plazenten mit schwerwiegenden Läsionen und morphologischen Zeichen einer Plazentainsuffizienz wurden bei 61,5% der FGR-Fälle beobachtet, während SGA- und Kontrollplazenten überwiegend weniger Läsionen und kompensatorische Veränderungen aufwiesen. Läsionen einer maternalen vaskulären Malperfusion (MVM) wurden bei 100% der FGR, 80% der SGA und 27,8% der Kontrollplazenten gefunden (p<0,001), wobei der Schweregrad bei FGR-Fällen höher war ([Abb. 1B]).


Schlussfolgerung Diese Studie verdeutlicht die hohe Prävalenz plazentarer Läsionen, insbesondere MVM, bei late-onset FGR, aber auch bei SGA-Fällen ohne Dopplerauffälligkeiten. Das neue Bewertungssystem erlaubt eine objektivere, standardisierte Diagnosestellung und könnte dazu beitragen, bislang nicht erkannte Fälle einer Plazentainsuffizienz zu identifizieren. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der routinemäßigen Plazentadiagnostik als ergänzendes Instrument für eine verbesserte Risikoeinschätzung und Beratung für künftige Schwangerschaften.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
02. September 2025
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