Geburtshilfe Frauenheilkd 2025; 85(09): e41
DOI: 10.1055/s-0045-1811448
Abstracts

Präeklampsie – Longitudinaler Verlauf der maternalen psychischen Belastung in der Schwangerschaft und 6 Monate postpartal

A C Tallarek
,
L von Essen
,
M Pagenkemper
,
G Hansen
,
M Humke
,
S Verlohren
,
A Diemert
 

Einleitung Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft (HES) sind mit einem höheren Risiko für akute und anhaltende psychische Belastungen und Erkrankungen assoziiert. Ziel unserer Studie war es, die psychische Belastung präeklamptischer Frauen in der Schwangerschaft und 6 Monate nach der Entbindung mit einer gesunden Kohorte zu vergleichen.

Material und Methoden In der prospektiv longitudinalen Schwangerenkohorte PRINCEcardio (n=24) wurde die psychische Belastung präeklamptischer Schwangerer mittels validierter psychometrischer Fragebögen (Perceived Stress Scale – PSS, Edinburgh Postnatal Depression Scale – EPDS) zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und 6 Monate nach der Geburt bestimmt. Die Ergebnisse wurden nach statistischem Matching bezüglich Parität und maternalem Alter mit Teilnehmerinnen der gesunden Vergleichskohorte PRINCE (n=72) verglichen.

Ergebnisse Frauen mit Präeklampsie weisen bei Diagnosestellung und sechs Monate postpartal ein signifikant höheres Maß depressiver Symptome und subjektiven Stressempfindens als gesunde Frauen auf.

Der im PSS erhobene Score (pränatal: Mittelwert (M)=25,92; SD=5,34, postpartal: M=25,5; Standardabweichung (SD) 7,05) war im Vergleich zu den gesunden Frauen (präpartal: M=20,56; SD=5,84, postpartal: M=21,6; SD=6,48) signifikant erhöht (pränatal p<0,001; postpartal p=0,014).

Auch im EPDS wies die erkrankte (pränatal M=9,46; SD=4,93, postpartal M=7,04; SD 5,84) im Vergleich zur gesunden Kohorte (präpartal M=4,07; SD=4,01, postpartal M=4,74; SD=3,99) zu beiden Zeitpunkten höhere Gesamtpunktzahlen auf (präpartal p<0,001; postpartal p=0,33). Ungeachtet der absoluten Unterschiede ist in den beiden Gruppen jedoch ein unterschiedlicher Trend in der zeitlichen Dynamik erkennbar: Während das Stressempfinden und das Maß an depressiven Symptomen in der erkrankten Kohorte nach Entbindung sank, nahm es in der gesunden Kohorte nach Entbindung an Intensität zu ([Abb. 1]).

Zoom
Abb. 1  Ergebnisse der psychometrischen Fragebögen im prä- und postnatalen Vergleich der Kohorten (Box-Whisker-Plot).

Schlussfolgerungen Bei HES sollte die Erfassung psychischer Belastungsparameter in der Schwangerschaft und Nachsorge zur frühzeitigen Erkennung drohender Psychopathologien implementiert werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. September 2025

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