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DOI: 10.1055/s-0045-1811451
Teerezepturen nach Standardzulassung: Synergistische Effekte bei Blasen- und Nierentees verändern das Inhaltsstoffspektrum und verstärken die antibakterielle Wirkung
Authors
Eine in Deutschland weit verbreitete Standardzulassung „Blasen- und Nierentee 1“ enthält u.a. Birkenblätter, Queckenwurzel, Riesengoldrutenkraut und Hauhechelwurzel. Teeaufguss ergab den „kombinierten Extrakt“. Zusätzlich erfolgte separate Extraktion der 4 Drogen zum „separaten Extrakt“. Keiner der Extrakte beeinflusst die Proliferation uropathogener E. coli (UPEC). Viabilität von T24-Blasenzellen wird nicht beeinflusst. Allerdings verringerte der „kombinierte Extrakte“ die Aktivität der Typ-1-Fimbrien von UPEC. Inhibierende Wirkung auf die Pathogen-Wirt-Interaktion wird lediglich für den kombinierten, nicht für den separaten Extrakt beobachtet. Analytische Untersuchung beider Extrakte zeigten, dass die malonylierten/acetylierten Dammaran-Triterpene aus Birkenblättern im aktiven Extrakt angereichert sind. Der „separate Extrakt“ enthielt nur geringe Mengen dieser Triterpene. Extraktionsexperimente mit binären Mischungen aus jeweils 2 Drogen zeigen, dass die Triterpene aus Birkenblätter nur in Gegenwart von Riesengoldrutenkraut angereichert sind. Mittels quantitativer Adhäsionsversuche mit humanen Blasenzellen und UPEC wurde gezeigt, dass der kombinierte Extrakt sowie die mit Dammaranen angereicherte Fraktion (DEF) antiadhäsive Wirkungen gegenüber UPEC auslösen. Dies konnte auch in einem weiteren Testsystem unter Verwendung 3-dimensionaler RT4-Blasenzell-Sphäroiden belegt werden [1]. Mechanistische Untersuchungen zeigen, dass die mit DEF inkubierten Bakterien eine signifikante Herunterregulierung der Expression von fimC, fimD und fimH aufwiesen, was mit Auswirkungen auf das bakterielle Chaperon-Usher-System und die korrekte Fimbrien-Bildung der Bakterien einhergeht. Dies bedeutet, dass der Mechanismus zum Aufbau der bakteriellen Fimbrien inhibiert wird, was zur verminderten Adhäsion an Wirtszellen und damit zur reduzierten Infektion führt.
Die Daten bieten Grundlage zur Rationalisierung komplexer Teemischungen und erklären, warum solche Tees sinnvoll in der Praxis eingesetzt werden können.
Diese Arbeit wurde unterstützt/finanziert durch: Wilhelm Doerenkkamp-Stiftung – Natvantange Grant an AH und DU.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
08. September 2025
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