Ultraschall Med 2025; 46(S 01): S4
DOI: 10.1055/s-0045-1812178
Abstracts
Mündliche Beiträge

Erfahrungen der Schwangeren zu dem nicht-invasiven Pränataltest (NIPT), seit dessen Einführung als gesetzliche Kassenleistung in Deutschland – Eine Bilanz zur Informationsvermittlung, dem Wissen und den Auswirkungen

Authors

  • M Reichelt

    1   Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit, Mainz, Deutschland
  • A Scharf-Jahns

    2   MVZ PränatGyn GmbH – Praxis für Pränatalmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • T von Ostrowski

    3   Kinderwunsch Dortmund Siegen Dorsten Wuppertal, Standort Dorsten und Pränatalmedizin Dorsten, Dorsten, Deutschland
 

Hintergrund Im Jahr 2022 wurde mit der Einführung des nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) als Screening auf Trisomien 13, 18 und 21 als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ein niederschwelliger Zugang zu pränataldiagnostischen Informationen geschaffen. Aktuell liegen keine Daten aus Sicht der Betroffenen vor.

Methoden Die vorliegende Studie untersucht aus der Perspektive betroffener Schwangerer die Wahrnehmung, das Aufklärungsempfinden sowie die individuellen Konsequenzen im Kontext des NIPT. Die Daten wurden mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens über einen Zeitraum von sechs Monaten erhoben.

Ergebnisse Rücklauf von 572 Fragebögen. Der NIPT wird durchschnittlich im Alter von 32,9 Jahren und zwischen der 10. und 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Der Wunsch zu erfahren, ob das eigene Kind eine Trisomie hat, wurde mit 86,2% als häufigstes angegeben, gefolgt von dem Wunsch mit ca. 45% das Geschlecht zu erfahren. Zudem zeigt sich, dass die subjektive Einschätzung des eigenen Wissens mit dem objektiv erfassten Wissen gut korreliert. 78,15% erhalten die vorgesehen Versicherteninformation. Ca. 74% würden eine Nackentransparenzmessung in Anspruch nehmen wäre diese auch eine gesetzliche Kassenleistung. 53,6% würden eine Fruchtwasseruntersuchung (FWU) zur Bestätigung eines auffälligen NIPT durchführen lassen. Ein Schwangerschaftsabbruch bei auffälligem würde bei ca. 29% in Erwägung gezogen werden.

Schlussfolgerung Die Aufklärung über den NIPT scheint in Übereinstimmung mit den Mu-RL stattzufinden. Die Motivation den NIPT durchführen zu lassen, um das Geschlecht zu erfahren deutet auf eine weit verbreitete Fehlnutzung des NIPT hin. Weitergehend zeigt der niedrige Anteil der Frauen, die eine Punktion zur Bestätigung der Ergebnisse durchführen lassen würden, eine Tendenz zu Fehleinschätzung der Aussagefähigkeit des NIPT. Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse für eine interdisziplinär koordinierte und evidenzbasierte Weiterentwicklung der Schwangerenversorgung.



Publication History

Article published online:
16 October 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany