Ultraschall Med 2025; 46(S 01): S25
DOI: 10.1055/s-0045-1812231
Abstracts
Posterbeiträge

Migration, fetale Fehlbildung, Depression – Fortführung einer Schwangerschaft bei Wunsch nach Abruptio

Authors

  • U Friebe-Hoffmann

    1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Pränatalmedizin, Ulm, Deutschland
    2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Geburtshilfe & Pränatalmedizin, Ulm, Deutschland
  • E-M Mair

    3   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Deutschland
  • F Reister

    2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Geburtshilfe & Pränatalmedizin, Ulm, Deutschland
  • W Paulus

    2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Geburtshilfe & Pränatalmedizin, Ulm, Deutschland
 

Hintergrund Eine 23j G2 P1 Schwangere stellte sich in der 23.SSW bei unauffälligem NIPT und V. a. SGA zum Organscreening vor. Sonographisch zeigten sich ein zeitgerechter Fetus, nebenbefundlich ein permanentes Fäusteln der Hände, sowie der V. a. mögliche Syndaktylien; ein Trio-WES nach Amniozentese blieb ohne pathologischen Befund; das Ehepaar wurde interdisziplinär angebunden.

Die Verlaufskontrolle in der 28. SSW ergab ein perzentilengerechtes Wachstum bei Palmarflexion der Hände, sowie fehlender Hand-/Handgelenksbewegung; auffallend war eine stuporös wirkende Schwangere, anamnestisch eine Aggravation des Zustandes seit der Diagnosestellung.

Der Kontrollverlust im Rahmen der Schwangerschaft führte bei der Schwangeren zu einer Reaktivierung von im Heimatland durchlebten Misshandlungen sowie traumatischen Migrationserlebnissen. Das Ehepaar äußerte den unbedingten Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch.

Methoden Durch sofortige psychiatrische Einweisung, Einleitung einer antidepressiven Therapie, psychosoziale Betreuung des Ehepaares sowie nachfolgend heimatnahe psychiatrische Anbindung und Begleitung durch eine Familienhebamme konnte die Schwangerschaft unter engmaschiger sonographischer Kontrolle bis zur 41.SSW fortgeführt und ein Mädchen mit 3650g, 50cm und 35cmKU spontan geboren werden.

Ergebnisse Post partum zeigten sich Beugekontrakturen an den Händen sowie Klinodaktylien bds. bei regelrechter Anlage aller Finger. Derzeit wir das Kind konservativ behandelt. Das Ehepaar konnte bereits eine positive Bindung zu dem Kind aufbauen.

Schlussfolgerung

  1. Fehlbildungen an Händen sowie deren Funktionalität sind intrauterin oft nur schwer abschätzbar.

  2. Rasches Erkennen sowie Behandeln psychiatrischer Erkrankungen im Rahmen der Schwanegrschaft und umfängliche häusliche Betreuung betroffener Familien vor allem mit Migrationshintergrund kann der Wunsch nach Schwangerschaftsabbruch zum Austragen einer Schwangerschaft und einem für die Familie glücklichen Ausgang führen.



Publication History

Article published online:
16 October 2025

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