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DOI: 10.1055/s-0045-1812353
RESOLVE-Intervention bei chronischen Rückenschmerzen: Protokoll einer cluster-randomisierten Studie
Authors
Einleitung Chronische unspezifische Rückenschmerzen zählen weltweit zu den führenden Ursachen für Beeinträchtigungen im Alltag und Konsultationen im Gesundheitssystem. Der RESOLVE-Ansatz kombiniert Schmerzedukation mit graduellem sensomotorischem Training und zielt auf die Modifikation zentraler Schmerzverarbeitungsprozesse ab. In einer australischen Wirksamkeitsstudie erzielte der RESOLVE-Ansatz im Vergleich zu einer Placebo-Kontrolle klinisch relevante Effekte. Die vorliegende Studie untersucht nun die Wirksamkeit der RESOLVE-Intervention unter Alltagsbedingungen im Rahmen einer Effektivitätsstudie im Vergleich zur gewöhnlichen Physiotherapie und im Kontext des Schweizer Gesundheitssystems.
Begleitend werden zwei Subprojekte durchgeführt: Eine fMRI-Substudie prüft neuronale Veränderungen bei einer Subgruppe der Studienteilnehmenden. Ein weiteres, eingebettetes Subprojekt untersucht, ob und wie sich schmerzbezogene Konzepte von Patient*innen und Physiotherapeut*innen durch die Schmerzedukation bzw. durch die Schulung der Physiotherapeut*innen verändern.
Material und Methodik In dieser multizentrischen, Assessor-verblindeten, cluster-randomisierten kontrollierten Studie wurden zwanzig Physiotherapiepraxen in der Deutschschweiz der Interventionsgruppe (RESOLVE) oder der Kontrollgruppe (gewöhnliche Physiotherapie) zugewiesen. Die Patient*innen aus beiden Gruppen erhalten 12 Einzelsitzungen innerhalb von 16 Wochen.
Eingeschlossen werden Patient*innen im Alter von 18–75 Jahren mit seit mindestens drei Monaten bestehenden unspezifischen Rückenschmerzen, einer Physiotherapieverordnung, ausreichenden Deutschkenntnissen, Internetzugang, einer unterstützenden Bezugsperson sowie einem Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ)-Score≥ 7.
Die Datenerhebungen erfolgen zu Beginn sowie nach 18, 26 und 52 Wochen.
Die Interventionsgruppe erhält Schmerzedukation sowie sensorisches und motorisches Training, unterstützt durch eine webbasierte Lernplattform. Die Kontrollgruppe erhält gewöhnliche Physiotherapie; die Auswahl der Maßnahmen erfolgt frei durch die behandelnden Physiotherapeut*innen.
Die fMRT-Substudie untersucht bei 40 Teilnehmenden BOLD-Aktivierungen im sensormotorischen und posterior-parietalen Kortex während vibrotaktiler Stimulation sowie die funktionelle Konnektivität im Ruhemodus.
Das Subprojekt zu schmerzbezogenen Konzepten analysiert Veränderungen bei Patient*innen und Therapeut*innen über drei Zeitpunkte hinweg mittels Fragebögen und Interviews in Bezug auf Erwartung, Motivation, Selbstwirksamkeit und Behandlungserfolg.
Ergebnisse Primärer Endpunkt ist die durch Rückenschmerzen bedingte Beeinträchtigung nach 18 Wochen, gemessen mit dem RMDQ. Sekundäre Endpunkte umfassen Schmerzintensität, taktile Wahrnehmung, Bewegungskontrolle, funktionelle Einschränkungen, Medikamenteneinnahme, Arbeitsunfähigkeit, Therapieadhärenz, Lebensqualität, Schlafqualität, Selbstwirksamkeit, Zielerreichung, psychologische Faktoren, die Veränderung schmerzbezogener Konzepte bei Patient*innen und Physiotherapeut*innen sowie neuronale Veränderungen im sensormotorischen und posterior-parietalen Kortex und der funktionellen Konnektivität. Weitere Analysen untersuchen die Erfahrungen der Patient*innen und Therapeut*innen mit der Intervention, die Identifikation von Subgruppen mit besonders hohem Nutzen, die Validierung verwendeter Messinstrumente sowie die Kosteneffektivität.
Zusammenfassung Die Studie liefert evidenzbasierte Erkenntnisse zur Wirksamkeit eines neuartigen physiotherapeutischen Ansatzes für Patient*innen mit chronischen unspezifischen Rückenschmerzen. Die Ergebnisse können zur Weiterentwicklung klinischer Leitlinien beitragen und eine differenzierte, praxisnahe Versorgung im Schweizer Gesundheitssystem unterstützen.
Publication History
Article published online:
23 October 2025
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