Aktuelle Urol 1999; 30(4): 242-248
DOI: 10.1055/s-1999-13325
KLINISCHE ORIGINALARBEIT

Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

AMS 800® Sphinkter-Implantationen bei Kindern

AMS 800® Sphincter Implantation in Children O. A. Festge, M. Schuldt, H. v. Suchodoletz
  • Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,Medizinische Fakultät, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die Indikationen zur Implantation artifizieller Harnblasen-Sphinkter-Systeme bei Kindern und Jugendlichen sind vergleichsweise zu Erwachsenen selten. Sie beschränken sich im wesentlichen auf neurogene Funktionsstörungen und Folgezustände nach Operationen von Blasenexstrophien/Epispadien. Bei der Berücksichtigung von Kontraindikationen, die funktionell vor allem medikamentös nicht beherrschbare Detrusorhyperreflexien sowie eine niedrige Kapazität und Compliance der Blase darstellen und patientenseitig in unzureichender Intelligenz und mangelhafter Motivation bestehen, können auch bei Kindern und Jugendlichen gute Resultate mit der Implantation des Sphinktersystems AMS 800® erzielt werden. Diesbezüglich untersuchten wir unsere postoperativen Ergebnisse.

Material und Methode: In einer konsekutiven Serie von 15 Patienten im Alter zwischen 8 und 17 Jahren war die Implantation 12mal (80 %) erfolgreich. Die Mißerfolge betrafen einen Knaben nach Ekstrophie-Rekonstruktion und mehrfachen Voroperationen am Blasenhals und zwei Knaben mit neurogenen Blasen bei Myelomeningozelen, bei denen eine erneute Sphinkterimplantation vorgesehen ist.

Ergebnisse: Komplikationen traten relativ häufig auf (insgesamt 28mal bei 15 Implantationen). Sie machten 7 Re-Eingriffe erforderlich. Als schwerwiegende Komplikation kam es 2mal zu einem Cuff-Dekubitus und einmal zu einer skrotalen Infektion, die zur Entfernung der Systeme zwangen. Bei einem Kind konnte nachfolgend ein neuer Sphinkter erfolgreich implantiert werden. Relativ häufig traten Probleme bei der postoperativen Aktivierung des Systems auf. Bei allen 12 Kindern und Jugendlichen mit erfolgreich implantierten Sphinkter-Systemen war es zu einer klinisch und urodynamisch zu bestätigenden befriedigenden Kontinenz-Situation gekommen.

Schlußfolgerung: Somit ist der relativ hohe mit der Sphinkter-Implantation verbundene Aufwand gerechtfertigt. Die Komplikationsrate erscheint differenziert nach der Art der Komplikationen akzeptabel.

Abstract

Purpose: Implantation of urinary sphincter systems in children is seldom indicated. The primary indication is neurogenic bladder, and in some cases, congenital anomalies. We analyzed the postoperative results after implantation of the AMS 800® artificial urinary sphincter in a consecutive series of children with severe incontinence.

Materials and Methods: We performed 15 sphincter implantations in children aged 8 - 17 years with urinary incontinence; 12 due to neurogenic causes and 3 with bladder exstrophy or epispadias.

Results: There were 28 complications in the 15 patients; in 7 a reoperation was necessary. Serious complications requiring removal of the system included 2 with cuff decubitus and one with scrotal infection. One of these underwent subsequent successful reimplantation. Despite relatively frequent problems with postoperative activation of the system. 12 patients reported clinical improvement with urinary continence confirmed by urodynamic testing.

Conclusion: Those children who underwent successful implantation of a urinary sphincter system (12 of 15 in this consecutive series) reported significant improvement in quality of life with urodynamic confirmation of urinary continence.