Aktuelle Urol 1999; 30(6): 377-379
DOI: 10.1055/s-1999-8958
EDITORIAL
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

Aktuelle medikamentöse Therapiemöglichkeiten des Priapismus

Current Drug Therapy Modalities in the Treatment of PriapismF. J. Martínez Portillo, P. Alken, K.-P Jünemann
  • Urologische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim gGmbH, Mannheim
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Publication Date:
31 December 1999 (online)

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Der Erkenntnisgewinn der letzten Jahre über die Physiologie der Erektion sowie über die Pathomechanismen, die zum Priapismus führen können, machen heutzutage eine schnelle Diagnose und erfolgreiche Therapie dieses Krankheitsbildes möglich. Als Ergebnis dieser Entwicklung hat sich das Behandlungsspektrum von der ehemals dominanten chirurgischen Therapieoption zur schonenderen pharmakologischen Therapie gewandelt. Essentiell für das therapeutische Vorgehen ist die hämodynamische und pathophysiologische Unterscheidung zwischen einem veno-okklusiven, ischämischen Low-flow- und arteriellen, nicht-ischämischen High-flow-Priapismus. Hier kann die genaue Abgrenzung der Priapismusart durch eine Blutgasanalyse aus aspiriertem kavernösen Blut erfolgen, insbesondere bei unklarer Pathogenese des Priapismus oder wenn der Zeitpunkt seit Priapismusentstehung nicht ermittelt werden kann.

Der in der Mehrzahl der Fälle durch eine Überdosierung von vasoaktiven Substanzen induzierte High-flow-Priapismus/prolongierte Erektion läßt sich in den meisten Fällen durch ein stufenweises Vorgehen therapieren. Im Regelfall erfolgt die initiale Behandlung mittels kavernöser Aspiration von mindestens 100 ml Blut. Tritt eine erneute Erektion ein, so ist die intrakavernöse Gabe einer α-adrenergen Substanz indiziert. Gegebenenfalls kann bei persistierendem Priapismus 20 min nach der initialen Gabe eine erneute intrakavernöse Applikation der α-adrenergen Substanz in doppelter Dosis erfolgen. Nur wenn diese Maßnahmen nicht zur erwünschten Detumeszenz führen, sind operative chirurgische Verfahren zu wählen. Da der Einsatz α-adrenerger Substanzen mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen kann (hypertone Blutdruckkrisen, Apoplex, letale Verläufe e.c.t.) sind nebenwirkungsarme alternative Therapieansätze, wie sie hier für die pharmakologisch induzierte prolongierte Erektion mit Methylenblau oder für rezidivierende spontane Priapismen mit Terbutalin vorgestellt werden, von großem klinischen Interesse. Anwendung und Vorteile bei beiden Substanzen werden beschrieben.

Literatur

Dr. F. J. Martínez
Portillo

Klinik für Urologie Universitätsklinikum Mannheim

D-68135 Mannheim