Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-13
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gesamtsauerstoffverbrauch und Leberenzyme während der Reperfusion bei Lebertransplantationen in Beziehung zur postoperativen Transplantatfunktion.

F. Heres1 , St. Schwitalla1 , T. Reinheckel2
  • 1 Univ.-klinik für Anaesthesiol. und Intensivther. und
  • 2 Univ.-klinik für Chirurgie
  • Magdeburg
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Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Valide Parameter zur Beurteilung der Funktion eines Lebertransplantates (Gerinnungsfaktor V, Bilirubin) und der Leberschädigung (GLDH) stehen erst postoperativ zur Verfügung. Die intraoperative Beurteilbarkeit der Funktion des reperfundierten Lebertransplantates würde Grundlage für sehr frühe therapeutische Entscheidungen sein. Deshalb sollte untersucht werden, ob intraoperativ beurteilbare Parameter wie der Gesamtsauerstoffverbrauch und Enzyme im initial perfundierten Blut des Lebertransplantates mit postoperativen Parametern der Leberfunktion korrelieren. Dazu wurden während 12 orthotoper Lebertransplantationen 500 ml des initialen Perfusates extrakorporal abgeleitet und GLDH, Thrombomodulin (Marker für Endothelschädigung) sowie Parameter eines oxidativen Stresses (Protein- und Lipidperoxidation) bestimmt und mit den postoperativen Befunden verglichen. Der transplantatbedingte Anstieg des Gesamtsauerstoffverbrauches konnte mit einem geschlossenen Narkosesystem ermittelt werden. Es zeigt sich eine positive Korrelation der GLDH im initialen Perfusat zur GLDH am 3. post-operativen Tag (r = 0,79; p = 0,004), zum Plasma-Bilirubin am 3. p. o. Tag (r = 0,64; p = 0,03) und zum Faktor V-Spiegel zum Zeitpunkt der Normalisierung (> 80 %) (r = 0,70; p = 0,016). Ähnliche Verhältnisse konnten für das Thrombomodulin gefunden werden. Die transplantatbedingte Zunahme des Gesamtsauerstoffverbrauches betrug bei konstanter Körperkerntemperatur 20 - 35 % und variierte in den Absolutwerten zwischen den Transplantationen um den Faktor 10. Interessanterweise korrelierte dieser Parameter mit der Plasma-GLDH am 3. p. o. Tag (r = 0,69; p = 0,036) und am 8. p. o. Tag (r = 0,64; p = 0,044). Das bedeutet, daß eine stark erhöhte initiale Sauerstoffaufnahme der transplantierten Leber mit einer größeren postoperativen Leberschädigung einhergeht. Oxidative Modifikation von Plasmaproteinen im initialen Perfusat (oxidativer Streß) korrelierte mit der Sauerstoffaufnahme des Transplantates (r = 0,67; p = 0,024), für die Lipidoxidation ergab sich nur ein Trend (r = 0,43; p = 0,21). Ein unveränderter Gesamtsauerstoffverbrauch während und nach der Reperfusion zeigt eine initiale Nichtfunktion an [1]. Ein reperfusionsbedingter oxidativer Streß korreliert mit einem stark erhöhten Gesamtsauerstoffverbrauch. Somit ist eine durch oxidativen Streß postulierte Leberschädigung [2, 3] schon intraoperativ erfaßbar. Die am 3. postoperativen Tag nach Transplantation bestimmten Parameter der Leberschädigung und -funktion reflektieren die intraoperative Schädigung des Transplantates. Literatur: 1 Schulte am Esch J, et al. Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 1993; 28: 473 - 475, 2 Galley, HF, et al. Clin. Sci. Colch. 1995; 89: 329 - 332, 3 Biaso F, et al. Free Radic. Biol. Med. 1995; 19: 311 - 317


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