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DOI: 10.1055/s-2000-10846-22
Wertigkeit der Kapnometrie während orotrachealer Intubationsanästhesie im Säuglingsalter (Korrelation mit dem paCO2 bei kontrollierter Beatmung und Spontanatmung).
Publication History
Publication Date:
28 April 2004 (online)
Fragestellung: Der Wert der Kapnometrie/Kapnographie zur Beurteilung einer adäquaten Ventilation ist unbestritten. Die Genauigkeit der Meßmethode im Säuglingsalter wird unterschiedlich diskutiert. Zur Verbesserung der Ergebnisse wurden zum Teil Tuben entwickelt, mit denen durch Gewinnung des Probengases an der Tubusspitze eine engere Korrelation zum paCO2 zu erzielen ist. Andererseits wurde gerade im Säuglingsalter eine bessere Korrelation für die transcutane pCO2-Messung beschrieben, welche aber keineswegs zum Standardrepertoire der Überwachung während Säuglingsanästhesien gehört. Methode: Nach Genehmigung der zuständigen Ethikkommission überprüften wir bei 35 Säuglingen (ohne Hinweis auf pulmonale Erkrankungen) mit einem Gewicht ≤ 10 kg (8,5 ± 1,76 kg), die sich einem operativen Eingriff zum Verschluß einer Lippen- oder Gaumenspalte unterziehen mußten, die Wertigkeit der Seitenstromkapnometrie (Anaesthesiemonitor Datex-Engstrom AS/3; Probengasgewinnung am Tubusende) einerseits während kontrollierter Beatmung und andererseits in Spontanatmung. Die Operationen wurden in balancierter Anästhesie mit orotrachealer Intubation durchgeführt (N2O/O2/Halothan, Fentanyl, Propofol zur Intubation). Zu zwei verschiedenen Meßzeitpunkten erfolgte der Vergleich des etCO2 mit dem kapillaren paCO2 (temperaturkorrigiert; ABL 625 Radiometer/Copenhagen; nach Hyperämisierung mit Finalgon®) einerseits bei kontrollierter Beatmung (druckkontrollierte Beatmung, Ohmeda-Excel 210 SE, Ulmer-Set) und im Rahmen der Narkoseausleitung in Spontanatmung (10 min. suffiziente Spontanatmung, Digby-Leigh-System). Ergebnisse: Die Kreislauf- und Temperaturwerte waren zu den verschiedenen Meßzeitpunkten vergleichbar und befanden sich im physiologischem Bereich. Für die kontrollierte Beatmung fanden wir eine gute Übereinstimmung von paCO2 und etCO2 (35,4 ± 4,6 vs. 34,7 ± 3,9 mmHg). Die Korrelationsanalyse (Spearmann Rank Order Test) ergab eine sehr gute Korrelation beider Parameter (R = 0,85, p < 0,05). Während Spontanatmung fanden wir diese Korrelation aufgehoben (47,9 ± 8,5 vs. 37,4 ± 6,1 mmHg; R = 0,07, p < 0,05). Diskussion/Schlußfolgerung: Entsprechend unserer Ergebnisse ist die Seitenstromkapnometrie bei kontrollierter Beatmung und Gewinnung des Probengases am Tubusende (klassischer Endotrachealtubus) im Säuglingsalter eine valide Methode, um auf den paCO2 rückzuschließen und somit die Ventilationsverhältnisse zu beurteilen. In Spontanatmung gelangt die Methode jedoch an ihre Grenzen, kann nicht vom etCO2 auf den paCO2 rückgeschlossen werden. Trotz der Aufzeichnung eines unauffälligen Kapnogramms und klinisch suffizienter Spontanatmung besteht die Möglichkeit einer nicht bemerkten Entwicklung von Hyperkapnie und respiratorischen Azidose. Als Ursache ist die Vergrößerung des Totraumes mit vermehrter Totraumventilation zu nennen. Das Ergebnis unterstreicht die aus der Säuglingsanästhesie bekannte Forderung, die Atmung während Intubationsanästhesien immer zu assistieren bzw. kontrolliert zu beatmen. Literatur: 1 J. Clin. Monit. 1991, 2 J. Med. Eng. Technol. 1991, 3 Anesth. Analg. 1997, 4 Klein. Pädiatr. 1997