Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-24
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Cerebrovaskuläre Ischämiedetektion bei Operationen an hirnversorgenden Arterien mittels pEEG-Monitoring - Kasuistik.

G. Hertel1 , J. Wallenborn1 , G. Hofmann2
  • 1 Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
  • 2 Chirurgische Klinik II - Universität Leipzig
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Die operative Versorgung von Carotisstenosen fordert Chirurg und Anästhesist gleichermaßen. Die Indikation zur Nutzung eines temporären Shunts bleibt ebenso Diskussionsgegenstand wie das geeignete cerebrale Monitoringverfahren. Mit der Erfahrung von ca. 100 pEEG-überwachten Carotis-Operationen wird das Verfahren anhand einer Kasuistik diskutiert: Eine 63jährige Patientin (KHK, ACVB, Hypertonus, Drehschwindel, Sehstörung links) unterzog sich einer Thrombendarteriektomie der ACI re (70 % Stenose) bei ACC-Verschluß li., ACE-Stenose re. 70 %, schmalkalibrigen Art. vertebr. bds. und nicht darstellbarem RCP re. Eine, 8 Wochen zuvor versuchte, TEA der ACI li. war mit dem intraoperativen Befund eines Verschlusses erfolglos (Narkose und pEEG dabei unauffällig). Methodik: Nach Installation des Monitorings (EKG, art. Kanüle, pEEG-Monitor Fa. Dräger), i.v.-Induktion und Intubation erfolgte die Narkoseführung mit Isofluran (0.6 - 0,8 Vol%et), Alfentanil (30 - 40 µg/kg/h), O2/Luft (FiO2 0,4). 5 min vor bis 5 min nach Clamping wurden Hypnotikum- und Analgetikumdosierung bei einem FiO2 = 1.0 nicht verändert, eine RR-Konstanz wurde mit Dopamin gewahrt, auf ETCO2- und Temperaturkonstanz geachtet. Nach Carotis-Clamping ergab sich bei adäquatem Systemdruck ein „Stumpfdruck” von 28 mmHg als Hinweis auf den insuffizienten Kollateralkreislauf. Unmittelbar nach Clamping erfolgte bei bis dahin nicht nachweisbarer Burst-Suppression-Ratio ein Anstieg der BSR (re > li), welcher nach Shunteinlage verschwand, nach Entfernung des Shunts mit erneutem Clamping wieder auftrat, nach Declamping wiederum verschwand (Abb. [1]) Die SEF 90 zeigte keine wesentlichen Veränderungen. Die Patientin erwachte ohne neurologisches Defizit. Schlußfolgerungen: Das pEEG- Monitoring kann durch Erfassung von BSR-Anstiegen schnell genug gefährliche Situationen der Hirndurchblutung detektieren, um den Operateur bei seiner Indikationsstellung zur temporären Shuntanlage zu bestärken und bietet damit nicht nur ein Instrument zur Vorhersage wahrscheinlicher postoperativer Defizite, sondern zu deren Abwendung. Kritisch bleibt die Artefaktbehaftung der Methode (insbes. Pulsartefakte) zu werten. Literatur: Mahla ME. Sem. Anesth. 1994; 13/1: 75 - 85

Abb. 1