Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 30-34
DOI: 10.1055/s-2000-12156
DIE KONTROVERSE
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

„Ist der Würzburger Schmerztropf eine Alternative zur i. v. PCA?”: Kontra

U.  Stamper, P.  Henn
  • Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und spezielle Intensivmedizin Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Es mangelt nicht an der Vielfalt wirksamer Medikamente und Methoden, postoperative Schmerzen zu kontrollieren. Akutschmerztherapie wäre die einfachste Aufgabe des Arztes, gäbe es nicht eine Reihe von Hindernissen, die im Einzelfall zu schlechten Ergebnissen oder zu schweren Komplikationen beitragen: Das unerwartete Fehlen analgetischer Wirkungen, spezielle Kontraindikationen, unerwartete Nebenwirkungen oder das Fehlen organisatorischer Voraussetzungen, eine gute Methode differenziert zum Einsatz zu bringen.

Mit dem „Würzburger Schmerztropf” steht eine Methode der postoperativen Schmerztherapie zur Diskussion, welche in Deutschland seit 1982 eine ungewöhnlich schnelle und große Verbreitung gefunden hatte und von wissenschaftlicher Seite eher als Provokation aufgenommen wurde. Das Ärgernis bestand zusammengefaßt darin, daß dieser Schmerztropf gegen neu formulierte Prinzipien der Schmerztherapie verstieß und die erstaunliche Dynamik der Verbreitung nicht durch wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse begründet war.

Und es gab noch mehr Kritikpunkte: Das Wirkstoffgemisch des WST enthält Metamizol, dessen Zulassung wegen des Agranulozytose-Risikos in Frage gestellt wurde. Schließlich beschreibt eine kontrollierte Studie von Striebel und Hackenberg 1992 [1] eine schlechte (unzureichende) Wirksamkeit des WST.

Die Kritikpunkte sind nachvollziehbar, zu diskutieren ist das Gewicht ihrer Argumente: Das Metamizol ist mit Risiken behaftet, das Allergierisiko kann nur durch eine gezielte Anamnese klein gehalten werden, dasjenige einer Agranulozytose war in Mitteleuropa immer gering bewertet worden (nicht in Nordeuropa und USA), hat aber erst durch die Verfügbarkeit einer effizienten Therapie mit G-CSF [2] [3] endgültig an Bedeutung verloren.

Die Patienten-kontrollierte Analgesie mit Piritramid und anderen reinen Opiatrezeptoragonisten bringt unbestreitbar für einen Teil der Patienten eine bessere Qualität der Analgesie.

Literatur

  • 1 Striebel H W, Hackenberger J. Vergleich einer Tramadol-/Metamizol-Infusion mit der Kombination Tramadol-Infusion plus Ibuprofen-Suppositorien zur postoperativen Schmerztherapie nach Hysterektomien.  Anaesthesist. 1992;  41 354-360
  • 2 Willford A, Lorber C. et al. . Treatment of drug induced agranulocytosis with rhG-CSF.  Ann. Hematol.. 1993;  66 241-244
  • 3 Huss B, Bogosyan S, Müller E, Götz E. Treatment of drug induced agranulocytosis with G-CSF in a surgical intensive care unit.  Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther.. 1996;  31 529-530
  • 4 Dauber A, Ure B M, Neugebauer E. et al. . Zur Inzidenz postoperativer Schmerzen auf chirurgischen Normalstationen. Ergebnisse unterschiedlicher Evaluierungsverfahren.  Anaesthesist. 1993;  42 448-454
  • 5 Siebenbürger H. Postoperativer Schmerz: Klinische Prädiktoren und präemptive Analgesie mit PGE 2-Synthesehemmung. Diss. Med. Fak. Würzburg; 1998

Prof. Dr. Günter Sprotte

Klinik für Anaesthesiologie der Universität Würzburg

Schmerzambulanz

Josef-Schneider-Str. 2

D-97080 Würzburg

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