PiD - Psychotherapie im Dialog 2000; 1(4): 3-8
DOI: 10.1055/s-2000-16697
Standpunkte

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gibt es das Borderline-Konzept? Ein Beitrag zur konzeptionellen Skotomisierung in der klinischen Praxis

Jürgen Kind
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Publication Date:
28 August 2001 (online)

Abstract

Borderline-PatientInnen stellen keine ätiologisch einheitliche Gruppe dar. Es existieren sehr unterschiedliche entwicklungspsychologische Konstellationen, die später zum klinischen Bild des Borderline-Syndroms führen, aber nach jeweils spezifischen psychodynamischen Konzepten verstanden werden müssen. Insgesamt werden fünf verschiedene Borderline-Konzepte vorgestellt (Kernberg, Masterson und Rinsley. Mahler, Rosenfeld und das Konzept von Abend, Porder und Willick). Mit Letzterem wird die Brücke hin zu Borderline-Zuständen auf überwiegend neurotischer Grundlage geschlagen. Jedes Konzept deckt einen bestimmten und umgrenzten psychodynamischen Bereich ab und bedarf bei Anwendung einer genauen Indikationsstellung. Kritisch Stellung genommen wird zum Begriff der Spaltung, wobei empfohlen wird, im jeweils klinischen Einzelfall zwischen Spaltung als Abwehrmechanismus sui generis und Spaltung als klinischem Phänomen zu unterscheiden.