PiD - Psychotherapie im Dialog 2000; 001(1): 13-20
DOI: 10.1055/s-2000-16738
Aus der Praxis

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Phantasie und Realität - Die psychoanalytische Bearbeitung eines Verfolgungstraumas in der Übertragung

Martin Ehlert-Balzer[1] ,  
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Publication Date:
28 August 2001 (online)

Abstract

Geschildert wird die Behandlung einer mehrfach traumatisierten 25-jährigen Patientin, die u.a. mit 16 Jahren Opfer einer brutalen Vergewaltigung geworden war. Im Mittelpunkt der ca. 700-stündigen Behandlung, die als 2-stündige Psychotherapie begann und dann nach knapp 2 Jahren in eine 4-stündige Analyse überführt werden konnte, stand die Reaktualisierung des traumatischen Erlebnisses im „Hier und Jetzt” der Übertragung. Im Behandlungsverlauf, der u.a. anhand von Träumen sehr konkret beschrieben wird, wird die Analyse selbst mehr und mehr zur traumatischen Situation (und damit der Analytiker zum Täter), sodass Hilflosigkeit, panische Angst, Verwirrung und Ausgeliefertsein unmittelbar wiedererlebt werden. Nur in dieser Konstellation - so die Überzeugung des Autors - ist es möglich, die Grenze zwischen Realität und Phantasie wieder zu errichten, die durch das Trauma zerstört wurde, und erst wenn diese Grenze wieder besteht, können Opfer traumatischer Gewalt aufhören, unaufhörlich Verfolgte zu sein - verfolgt von eigenen (Trieb-)Impulsen, die als äußere Gefahr erlebt werden, solange sie im psychoanalytischen Prozess nicht als eigene erkannt und integriert werden können.

1 Ich habe diese spezifische Konstellation an anderer Stelle (Ehlert u. Lorke 1988) als Verfolgungstrauma gefasst und von anderen Formen der Traumatisierung abzugrenzen versucht.

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