Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(5): 273
DOI: 10.1055/s-2000-328
EDITORIAL
ORIGINALARBEIT
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum 80. Geburtstag von Herrn Prof. Dr. med. M. Zindler

J. Tarnow
  • Zentrum für Anästhesiologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

In diesen Tagen konnte Professor emeritus Dr. med. Martin Zindler seinen 80. Geburtstag begehen. Mehr als 35 Jahre seines ereignisreichen Lebens hat Martin Zindler in den Dienst unseres Faches gestellt und Bedeutendes geleistet. Zindler war gerade 30 Jahre alt geworden, als er seine Ausbildung zum Anästhesisten an der Universität von Alabama in Birmingham sowie an der legendären University of Pennsylvania bei Professor R. Dripps in Philadelphia begann und mit dem „Fellow of the American College of Anesthesiologists” abschloss. Mitte 1952 kehrte er nach Deutschland zurück, eine Entscheidung, die in dieser Nachkriegszeit durchaus Mut erforderte. Denn die Verselbständigung des Faches Anästhesie stieß damals noch auf die deutliche Ablehnung vieler Chirurgen. Professor Ernst Derra, Ordinarius für Chirurgie in Düsseldorf, hatte indes offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und auch schon von dem jungen in Amerika ausgebildeten Anästhesisten gehört. Er gewann Zindler, der dann am 15. September 1952 die Leitung der Anästhesieabteilung der Chirurgischen Klinik an den damals Städtischen Krankenanstalten übernahm und sogleich moderne Narkoseverfahren einführte. Zindlers Autorität als Anästhesist war geradezu sprichchwörtlich. Derra pflegte in kritischen Situationen zu rufen „der Zindler soll kommen”, eine Anerkennung für ihn persönlich und das noch im Werden begriffene Fach Anästhesiologie. Eine besondere Pionierleistung stellte die Einführung der Oberflächenhypothermie dar, mit deren Hilfe 1955 erstmals der Verschluss eines Vorhofseptumdefektes im Kreislaufstillstand gelang. Dieser Erfolg Zindlers hatte - und dies nicht nur in Düsseldorf - zweifellos große Bedeutung für die weitere Entwicklung unseres Fachgebietes. 1953 wurde die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie gegründet, Zindler war Gründungsmitglied und wenig später ihr Präsident. 1958 habilitierte er sich mit der Arbeit „Künstliche Hypothermie für Herzoperationen mit Kreislaufunterbrechung” und wurde mit mehreren bedeutenden Preisen ausgezeichnet. 1962 folgte die Berufung auf das Extraordinariat für Anästhesiologie, 1966 schließlich wurde Zindler zum Ordinarius für Anästhesiologie an der Universität Düsseldorf ernannt, nachdern er einen Ruf auf den Lehrstuhl in Gießen abgelehnt hatte. Mit Tatkraft, Weitblick und Geschick hat Zindler in der Folgezeit das Düsseldorfer Institut für Anästhesiologie zu einer der führenden Einrichtungen in Deutschland ausgebaut. So gelang es ihm, ein Institut für Experimentelle Anästhesiologie einzurichten und 1970 den Physiologen Professor Dr. Joachim O. Arndt aus dem unter der Leitung von Professor Dr. O. H. Gauer stehenden Physiologischen Institut der Freien Universität Berlin als Direktor für das neu gegründete Institut zu gewinnen. Die Düsseldorfer Abteilung für Experimentelle Anästhesiologie war nicht nur eine der ersten derartigen Forschungseinrichtungen in Deutschland, sondern ohne Zweifel auch eine besonders erfolgreiche Institution. Dazu hat entscheidend beigetragen, dass es Zindler schließlich auch gelang, Arndt, den er inzwischen zum Facharzt ausgebildet hatte, in Düsseldorf zu halten und dazu zu bewegen, einen Ruf auf den Berliner Lehrstuhl für Physiologie als Gauer-Nachfolger abzulehnen. Diese glückliche Entwicklung hat sich bis auf den heutigen Tag äußerst segensreich für die Forschung in unserem Fachgebiet ausgewirkt. Zindler war auch selbst ein Wissenschaftler von beachtlicher Produktivitat und Originalität. Viele seiner Projekte wurden durch Drittmittel gefördert, annähernd 200 Publikationen stammen aus seiner Feder oder tragen seinen Stempel. Seine Abhandlungen über die künstliche Hypothermie nachzulesen ist nicht nur aus medizinhistorischer Sicht auch heute noch ein Gewinn. Großen Wert legte Zindler auf gut strukturierte und sorgfältig vorbereitete Fortbildungsveranstaltungen, zudem hat er in seiner Amtszeit 30 Kongresse und Symposien organisiert. Als Mitglied des Organisationskomitees für den außerordentlich erfolgreichen Anästhesie-Weltkongress 1980 in Hamburg war er maßgeblich an der Gestaltung des wissenschaftlichen Programms beteiligt. Die Früchte seiner Arbeit waren auch in anderer Hinsicht vielfältig. Annähernd 300 Ärzte verdanken ihm eine ausgezeichnete klinische Ausbildung und die Facharztanerkennung, 15 seiner Schüler erlangten die Venia legendi für das Fach Anästhesiologie, 4 von ihnen wurden auf Lehrstühle berufen und viele seiner Mitarbeiter sind Chefärzte geworden. Mit dieser eindrucksvollen Bilanz ist Zindler zum Ende des Sommersemesters 1987 emeritiert worden. Inzwischen sind es schon drei Generationen von Anästhesisten, die ihm zu Dank verpflichtet sind für das, was er für unser Fach und die Medizin insgesamt geleistet hat. Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft unserer Fachgesellschaft sowie schließlich auch des Bundesverdienstkreuzes hat Zindlers Wirken eine angemessene Würdigung erfahren.

Sehr geehrter, lieber Herr Zindler, herzliche Glückwünsche zu Ihrem 80. Geburtstag.

Jörg Tarnow, Düsseldorf

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