Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(10): 650-652
DOI: 10.1055/s-2000-7368-4
MINI-SYMPOSIUM
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Präoperative Eigenblutspende: Nettozuwachs an Erythrozytenmenge oder nur „Verschiebebahnhof” - unter Berück-sichtigung des Eisenstatus

V.  Weisbach, R.  Eckstein
  • Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen - Nürnberg, Erlangen
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Grundlagen des Eisenstoffwechsels

Bei der Entnahme von 450 ml Vollblut gehen dem Organismus etwa 200 bis 250 mg Eisen verloren. Hochgerechnet auf eine mehrmalige präoperative Eigenblutspende innerhalb kurzer Zeit resultieren Verluste, die bei weitem die in den Speichern vorhandene Eisenmenge übersteigen können [1]. Bei einem Ferritinwert von 50 Ng/I, der einer Menge an Speichereisen von etwa 570 mg entspricht, kann gerade einmal die Erythropoese nach Spende von 2 Einheiten Eigenblut aus den Eisenspeichern versorgt werden [2]. Über eine normale Mischkost sind, sofern kein manifester Eisenmangel vorliegt, maximal 5 mg Eisen pro Tag zu gewinnen [3]. Um den Verlust einer einzigen Spende auszugleichen, würden auf diesem Wege also fast 2 Monate benötigt. Es kommt also insbesondere bei Eigenblutspendern mit einem Ferritinwert von 50 oder darunter bei Spende von 3 oder mehr Einheiten zu einer völligen Erschöpfung der Eisenspeicher. Diese Zusammenhänge legen es nahe zu versuchen, durch die Applikation von Eisenpräparaten die Erythropoese nach Eigenblutspende zu unterstützen. Nutzen und Praktikabilität der oralen Eisensubstitution zur Behandlung der Eisenmangelanämie und zur Prävention des Eisenmangels bei Blutspendern, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter, sind gut belegt [4]. In beiden Fällen wird die orale Substitution jedoch über Monate hinweg durchgeführt. Eine derart lange Zeit steht im Rahmen der Eigenblutspende jedoch nicht zur Verfügung.

Literatur

  • 1 Weisbach V, Eckstein R. Der Eisenhaushalt bei der präoperativen Eigenblutspende.  Infusionsther. Transfusionsmed.. 1996;  23 161-170
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  • 3 Kaltwasser J P. Eisenmangelanämien und Erkrankungen durch veränderten Eisenstoffwechsel. In: Ostendorf PC (Hrsg): Hämatologie. München, Wien, Baltimore; Urban & Schwarzenberg 1991: 300-315
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  • 7 Goodnough L T, Marcus R E. Erythropoiesis in patients stimulated with erythropoietin: the relevance of storage iron.  Vox Sang.. 1998;  75 128-133
  • 8 Kasper S M, Lazansky H, Stark C, Klimek M, Laubinger R, Borner U. Efficacy of oral iron supplementation is not enhanced by additional intravenous iron during autologous blood donation.  Transfusion. 1998;  38 764-770
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  • 11 Larocque B J, Gilbert K, Brien W F. A point score system for predicting the likelihood of blood transfusion after hip or knee arthroplasty.  Transfusion. 1997;  37 463-467
  • 12 Weisbach V, Zingsem J, Neidhardt B, Zimmermann R, Eckstein R. Anämisierung durch die präoperative Eigenblutspende - wie ist gegenzusteuern?.  In: Eigenbluttransfusion heute (Hrsg. Mempel W) Hämatologie, Sympomed.. 1995;  4 28-33
  • 13 Weisbach V, Eckstein R. Die Bedeutung der Qualität von Vollblut und Erythrozytenkonzentraten für die Eigenbluttransfusion - Bemerkungen zur Arbeit von R. Karger und V. Kretschmer (Leserbrief).  Anästhesist. 1997;  46 459-461

Dr. Volker Weisbach

Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseolgie

Universitätsklinikum Erlangen

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

Email: Volker.Weisbach@trans.imed.uni-erlangen.de

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