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DOI: 10.1055/s-2000-8166
AINS im Science Citation Index - Nutzen, Missbrauch und Grenzen des Impact Factors
Publication History
Publication Date:
31 December 2000 (online)
Sehr frühzeitig ist in diesem Jahr aus dem „Institute for Scientific Information” der Science Citation Index für 1999 erschienen. Er weist für AINS einen Impact Factor von 0,473 aus. Dieses ist für die Herausgeberschaft und den Verlag sowie für einen Teil unserer Leserschaft ein sehr wichtiges Ereignis, was wir hiermit erfreut bekannt geben möchten. Was bedeutet nun der Impact Factor? Unter zahlreichen Versuchen, die Qualität von wissenschaftlichen Zeitschriften zu quantifizieren und zu vergleichen, setzte sich der Science Citation Index (SCI), der in den 60-er Jahren von dem „lnstitute for Scientific Information” entwickelt worden ist, durch. Es ist der weltweit bekannteste Index, um die wissenschaftliche Qualität einer Zeitschrift zu beschreiben. Der SCI wird durch Division der Zahl aller laufenden Zitate von Arbeiten in einer Zeitschrift in den vergangenen zwei Jahren durch die Anzahl der in dieser Zeitschrift während der vergangenen zwei Jahre publizierten Arbeiten errechnet. Es gibt eine ganze Anzahl von noch zu besprechenden Fragen den Impact Factor betreffend, ein Problem ergibt sich insbesondere für nicht-angloamerikanische Länder aus dem Zitierverhalten der Autoren. Wie Smith in einem Editorial 1996 [7] u. a. schreibt, gibt es in Nordamerika unter den nordamerikanischen Autoren die klare Tendenz, nordamerikanische Literatur zu zitieren und für Europäer ein ebensolches Verhalten bezüglich der europäischen Literatur. Ganz besonders ist der „bias” im Zitierverhalten englischsprachiger Autoren hervorzuheben, die es vermeiden, sich auf Artikel aus der nicht-englischsprachigen wissenschaftlichen Literatur zu beziehen.
Dies ist ein wesentlicher Grund, warum Herausgeber und Verlag von AINS erst heute die Aufnahme in den SCI erreicht haben. Die Publikation in deutscher Sprache ist für uns als klinische Zeitschrift den Klinikern gegenüber verpflichtend, die ihre Fortbildung in deutscher Sprache nutzen wollen, so dass uns das oben beschriebene Zitierverhalten ganz besonders trifft.
In einer Publikation von Hook 1999 [5] wird ein kurzer geschichtlicher Abriss der Entwicklung wissenschaftlicher Zeitschriften gegeben. Es kam im letzten Jahrhundert zu einer jährlich 7 %igen Zunahme der Gesamtanzahl wissenschaftlicher Zeitschriften, das bedeutet eine Verdopplung der Gesamtzahl neuer Zeitschriften alle 10 - 15 Jahre. Der Weg für eine Zeitschrift, diese Informationsflut zu überstehen, besteht in der Steigerung der Qualität wissenschaftlicher Publikationen. Das Bewertungssystem der Qualität wissenschaftlicher Zeitschriften durch Benutzung des Impact Factors ist von großer Bedeutung, ist jedoch auch überbewertet worden. In einem Beitrag von Hecht und Mitarbeitern aus 1998 [2] mit dem Titel „The journal impact factor: A misnamed, misleading and misused measure” weisen die Autoren darauf hin, dass der Impact Factor, der ursprünglich geschaffen worden ist, um die Qualität von Zeitschriften zu vergleichen, missbraucht wird, um die Qualität individueller Publikationen und darüber hinaus die Wissenschaftler oder die wissenschaftliche Einrichtung zu bewerten. Hierfür fehlt jegliche wissenschaftliche Basis. In einem Beitrag von Meenen aus 1997 [6] wird hervorgehoben, wie unverständlich es ist, dass der Impact Factor eine solch entscheidungsträchtige Messgröße für Wissenschaftlichkeit an deutschen Universitäten geworden ist trotz seiner systemimmanenten Unzulänglichkeiten. Es wird auch in dieser Arbeit nochmals betont, dass der Impact Factor nicht der Indikator der Forschungsaktivität und der Qualität des Forschers oder seiner Institution sein kann und dass neben einer kompetenten Beurteilung sowie klassischer Methoden der Entscheidungsfindung der Science Citation Index zu einer individuellen Evaluation beitragen kann.
Schon in unserem Editorial in Heft 1/2000 [3] wurde hervorgehoben, dass sich über die Jahre entwickelnde Veränderungen in den Informationsgewohnheiten dazu führen werden, dass die Zukunft unserer Zeitschriften in einem „electronic journal publishing” liegen wird, das auch von AINS bereits erfolgreich vorbereitet wird. Die derzeitige Bewertung der wissenschaftlichen Qualitätsstandards einer Zeitschrift durch den Science Citation Index auf der Basis des Impact Factors ist in vergleichbarer Weise für die Internet-Publikation nicht geregelt, wie von Hemändez-Borges und Mitarbeitern 1999 [4] hervorgehoben wird. Es werden weitere Methoden benötigt, um hier Standards zu sichern. Immerhin konnte in der Untersuchung der Autoren gezeigt werden, dass qualifizierte Autoren sowohl im Internet Publishing, in hochbewerteten medizinischen Journals wie auch auf anästhesiologischen und intensivinedizinischen Kongressen in vergleichbarer Anzahl gefunden werden.
Trotz einiger schon oben genannter wie auch anderer Verzerrungen in der Bewertung von Zeitschriften mittels des Impact Factors im Science Citation Index bleibt eine relevante Möglichkeit zum Qualitätsvergleich zwischen medizinischen und insbesondere auch anästhesiologischen wissenschaftlichen Zeitschriften. Dies ist unter anderem auch notwendig, um Anforderungen an die mit Fördermitteln z. B. der DFG erstellten Publikationen nachkommen zu können, die die Planung einer Publikation in einer angesehenen Zeitschrift voraussetzt [1]. Hierzu sollte auch das Erscheinen dieser Zeitschrift im Science Citation Index gehören.
Wie uns die wachsende Zahl unserer Leser bzw. der Abonnenten in den letzten Jahren deutlich gemacht hat, entwickelte AINS bislang eine zunehmende Qualität, die jetzt auch international durch Aufnahme in den Science Citation Index bestätigt worden ist.
Literatur
- 1 Deutsche Forschungsgemeinschaft .Klinische Forschung, Denkschrift. Weinheim; Wiley VCH 1999: 38
- 2 Hecht R, Hecht B K, Sandberg A A. The journal „impact factor”: a misnamed, misleading, misused measure. Cancer Genet Cytogenet. 1998; 104 77-81
- 3 Hempelmann G, Krier C., Schulte am Esch L. AINS 2000 - Ein Blick nach vorn. Anaesthesiol Intensivmed Notfallmed. Schmerzther. 2000; 35 1-2
- 4 Hernandez-Borges A A, Macias-Cervi P, Gaspar-Guardado M A, Torres-Alvarez de Arcaya M L, Ruiz-Rabaza A, Ormazabal-Ramos C. Assessing the relative quality of anesthesiologty and critital care medicine Internet mailing lists. Anesth Analg. 1999; 89 520-525
- 5 Hook O. Scientific communications. History, electronic journals and impact factors. Scand I Rehabil Med. 1999; 31 3-7
- 6 Meenen N M. Der impact factor - ein zuverlässiger wissenschaftlicher Messparameter?. Unfallchir.. 1997; 23 128-134
- 7 Smith G. Editorial I, Impact factors in anaesthesia journals. Brit J Anaesth. 1996; 76 753-754