Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2001; 11(1): 37-38
DOI: 10.1055/s-2001-11036
NEKROLOG
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prof. Dr. med. G. T. Werner 1938 - 2000

M. Gadomski
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Am 24. September 2000 verstarb nach langer schwerer Krankheit Prof. Dr. med. Günther-Trautwin Werner. Geboren am 23. März 1938 in Darmstadt, wuchs Prof. Werner in München auf, machte dort das Abitur und legte 1964 das medizinische Staatsexamen ab, gefolgt von der Promotion 1966. Nach Assistenzzeiten im Krankenhaus Landau an der Isar und an der Strahlenklinik der Universität München, ging Herr Prof. Werner 1968 nach Indien, wo er zusammen mit seiner Frau das Ruby Nelson Memorial Hospital aufbaute und zum medizinischen Zentrum eines großen, ärztlich unversorgten Gebietes machte.

1975 kam Prof. Werner nach Deutschland zurück und wurde Assistenzarzt an der Abteilung für Infektionserkrankungen des Städtischen Krankenhauses München-Schwabing. 1977 wechselte er als wissenschaftlicher Assistent zur Bayerischen Landesimpfanstalt. Von 1982 bis 1984 folgte wieder eine klinische Tätigkeit, diesmal an der Abteilung für Physikalische Medizin des Städtischen Krankenhauses München-Schwabing. Vom 1. 4. 1984 bis zu seinem Tode war Prof. Werner dann leitender Oberarzt der Abteilung für Physikalische Medizin und Medizinische Rehabilitation des Städtischen Krankenhauses München-Bogenhausen, an deren Aufbau und Weiterentwicklung er in entscheidendem Maße mitwirkte.

1984 habilitierte sich Prof. Werner in Impfwissenschaften und Tropenmedizin. 1991 folgte hierzu die Lehrbefugnis an der Technischen Universität München mit dem Führen der Bezeichnung Privatdozent. Den formalen Höhepunkt erreichte die wissenschaftliche Laufbahn am 15. 12. 1998 durch die Berufung zum apl.-Professor an der Medizinischen Fakultät der TU München.

Prof. Werner vereinte auf ungewöhnliche Weise Forschung und Lehre mit engagierter klinischer Arbeit. Seine wissenschaftliche Tätigkeit ist u. a. ausgewiesen durch die Betreuung von 22 Dissertationen, durch über 120 wissenschaftliche Veröffentlichungen, 7 medizinische Fachbücher und 20 Buchbeiträge. Unübersehbar ist die Zahl seiner Vorträge auf Fachtagungen der verschiedensten Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Vor allem seit seinem Eintritt in die Abteilung für Physikalische Medizin und Medizinische Rehabilitation des Städtischen Krankenhauses München-Bogenhausen zeichnete sich die wissenschaftliche Tätigkeit von Prof. Werner durch Anwendungsbezogenheit aus. Es war ihm ein besonderes Anliegen, therapeutische Verfahren auf ihre Effektivität hin zu überprüfen und sie erst dann in den klinischen Alltag zu integrieren. Hervorzuheben sind Diagnostik und Therapie der Lymphabflussstörung, Prophylaxe und Therapie des Dekubitus unter besonderer Berücksichtigung der Beeinflussung der Mikrozirkulation und Vasomotion durch CO2, das komplexe regionale Schmerzsyndrom. Aber auch ein so tradiertes Verfahren, wie die klassische Massage, untersuchte er unter dem Aspekt ihrer Auswirkungen auf das Immunsystem. Zur Häufigkeit von infektiös-bakteriellen Spondylitiden verfasste er die erste grundsätzliche Arbeit.

Prof. Werner war sich stets der Verpflichtung des Wissenschaftlers und klinischen Anwenders gegenüber der Kostenseite medizinischen Handelns bewusst. So ging er der Frage nach, ob und wie lange aufwendige Hilfsmittel von Behinderten benutzt werden oder welche medizinischen und rehabilitativen Kosten durch die Behandlung des Patienten mit Schlaganfall entstehen. Aber auch ein so gesundheitspolitisch aktuelles Thema wie das Überdenken des Umgangs mit Heilmitteln in der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin war Gegenstand seiner Untersuchungen. Besondere Verdienste erwarb sich Prof. Werner durch die Erarbeitung von Leitlinien unseres Fachgebietes für die AWMF im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation, deren Vorstand er als Schriftführer seit 1993 angehörte.

Im Laufe seiner klinischen Tätigkeit erlangte Prof. Werner den Facharzt für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Tropenkrankheiten, den Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie die Zusatzbezeichnungen Physikalische Therapie und Naturheilverfahren, für letztere und die Innere Medizin besaß er die Weiterbildungsbefugnis.

Neben all den vielen beruflichen Aktivitäten fand Prof. Werner aber auch Zeit, seine Liebe zur Musik zu leben - auch durch das Spielen mehrerer Instrumente, sechs Sprachen zu erlernen, auf Wanderungen die Natur zu erleben, durch viele Reisen allgemein kulturelle und im Besonderen kunsthistorische Eindrücke zu sammeln und diese in fünf Büchern darzustellen.

Das Bemerkenswerteste an Prof. Werner war aber seine Einstellung zum Menschen. Aus der Überzeugtheit des engagierten Christen heraus war all sein Handeln im Privaten wie im Beruflichen bestimmt vom Wunsch zu helfen, vom Erbarmen mit den Kranken, Schwachen oder Hilflosen. Die Patienten erlebten Prof. Werner als mitfühlenden, uneingeschränkt helfenden Arzt. Durch den Tod von Prof. Werner haben das Fachgebiet und die wissenschaftliche Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin einen herausragenden Repräsentanten, die Abteilung für Physikalische Medizin und Med. Rehabilitation des Krankenhauses München-Bogenhausen ihren leitenden Oberarzt verloren, der sich durch fachliche Kompetenz, Engagement und persönliche Bescheidenheit auszeichnete.

Dr. M. Gadomski

Abt. für Physikalische Medizin und Medizinische Rehabilitation

Städt. Krankenhaus München-Bogenhausen

Englschalkinger Straße 7781925 München

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