Laryngorhinootologie 2001; 80(7): 365-369
DOI: 10.1055/s-2001-15712
AUDIOLOGIE
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rekruitmentnachweis bei retrokochleären Raumforderungen mit der Lautheitsskalierung im „Würzburger Hörfeld”[1] [2]

Detection of Loudness Recruitment in Patients with Retrocochlear Lesions Using the “Würzburger Hörfeld”C. Völter, W. Shehata-Dieler, L. Moser, R. Dieler, J. Helms
  • Bayerische Julius-Maximilians-Universität, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkranke, Würzburg (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. J. Helms)
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die genaue Ursache einer Hörminderung bei Patienten mit Kleinhirnbrückenwinkeltumoren ist unklar. Früher galt das Fehlen eines Rekruitments in den überschwelligen Hörtests als Zeichen einer retrokochleären Läsion. Im Unterschied zu herkömmlichen überschwelligen Testverfahren erlaubt die kategoriale Lautheitsskalierung mit dem Würzburger Hörfeld (WHF) den direkten quantitativen Nachweis eines Rekruitments. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkung einer retrokochleären Läsion auf das subjektive Lautheitsempfinden zu untersuchen. Patienten und Methodik: Präoperativ wurden bei 54 Patienten mit einem Akustikusneurinom neben ton- und sprachaudiometrischen Untersuchungen und der Ableitung der frühen akustisch evozierten Potentiale eine seitengetrennte Hörfeldskalierung durchgeführt. Diese erfolgte monaural im Freifeld bei kontralateral abgestöpseltem Gehörgang. Ergebnisse: Insgesamt zeigte sich bei 38 der 54 Patienten (70,4 %) ein Rekruitment in mindestens einer Frequenz auf der erkrankten Seite. Auf der gesunden Gegenseite bestand ein positiver Lautheitsausgleich bei 57,4 % der Patienten. Die Häufigkeit eines Rekruitmentnachweises war frequenzabhängig mit einem Maximum bei 4 kHz. Mit zunehmendem Hörverlust fand sich eine Tendenz zu steileren Kurvenverläufen bei der Pegellautheitsfunktion. Schlussfolgerung: Der Nachweis eines Rekruitments bei Kleinhirnbrückenwinkeltumoren ist keine Seltenheit. Ob hierfür allein eine vom Tumor unabhängige, kochleäre Vorschädigung, eine tumorbedingte Minderdurchblutung der Kochlea oder eine Störung der efferenten kochleären Innervation eine Rolle spielen, bleibt unklar.

Detection of Loudness Recruitment in Patients with Retrocochlear Lesions Using the “Würzburger Hörfeld”

Background: The pathogenesis of hearing loss caused by cerebellopontine angle tumors such as acoustic neuromas is unknown. The lack of loudness recruitment is thought to be one of the features of retrocochlear hearing impairment. In contrast to conventional suprathreshold tests, the categorial loudness scaling using the “Würzburger Hörfeld” is a valuable tool to describe the individual perception of sound. The aim of the present study was to analyze the loudness growth rate in patients with acoustic neuroma. Patients and Method: Pure tone and speech audiometry as well as auditory brainstem response and bilateral categorial loudness scaling were performed preoperatively in 54 patients with acoustic neuroma. Loudness scaling was done in free field switching off the contralateral ear by using an earplug. Results: An abnormaly rapid loudness growth function was found in 38 of the 54 patients (70.4 %) at least at one frequency on the tumor side. The contralateral side was effected only in 57.4 % of the patients. The incidence of a recruitment depended on the frequency with a maximum at 4 kHz. The slope of the loudness function showed a tendency to increase with increasing hearing loss. Conclusions: Loudness recruitment is not a rare phenomenon in patients with acoustic neuroma. The underlying cause (a preexisting hair cell damage, hair cell changes resulting from an obstruction of the cochlear blood supply or a disruption of the cochlear efferents) still remains unclear.

1 Auszugsweise vorgetragen auf der 51. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen in Hannover, 29. 3. -1. 4. 2000.

2 Erst- und Zweitautorin haben in gleicher Weise zu der Arbeit beigetragen.

Literatur

1 Auszugsweise vorgetragen auf der 51. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen in Hannover, 29. 3. -1. 4. 2000.

2 Erst- und Zweitautorin haben in gleicher Weise zu der Arbeit beigetragen.

Dr. med. Christiane Völter

Univ.-HNO-Klinik Würzburg

Josef-Schneider-Straße 11
97080 Würzburg


Email: E-mail: c.voelter@mail.uni-wuerzburg.de