Fortschr Neurol Psychiatr 2001; 69(SH1): 28-33
DOI: 10.1055/s-2001-15934
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Viktor von Weizsäcker als Begründer der Psychosomatischen Medizin1

D. Janz
  • Berlin
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Auch wenn es einige von Ihnen schon kennen, so will ich mit einem Text beginnen, der kürzlich in der Zeitschrift „Psychotherapie. Psychosomatik. Medizinische Psychologie” stand:

„Es gibt kaum einen Autor, dessen Wichtigkeit für die Psychosomatik in Deutschland und dessen Bekanntheit fast 50 Jahre nach seinem Tod ebenso groß ist wie die Unkenntnis über die immer noch unausgeschöpfte Bedeutung seiner Schriften, wie Viktor v. Weizsäcker. Schlagworte wie ‚die Einführung des Subjektes in die Medizin’ (oder die Biologie), ‚anthropologische Medizin’ (in Erweiterung des Begriffes der ‚Psychosomatischen Medizin’) oder ‚Stellvertretung’ von Körper und Seele sind hängen geblieben, ohne dass ihre auch heute noch hoch moderne Begründung (‚Komplementaritätsprinzip’) rezipiert und aufgenommen wäre. Das mag auch daran liegen, dass Viktor v. Weizsäcker - ein Onkel des Physiker-Philosophen Carl-Friedrich und des Alt-Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker - wohl in erster Linie Arzt und psychosomatischer Psychotherapeut, nicht nur gelernter Physiologe, Nervenarzt und Internist war, sondern auch ein profunder Philosoph, der es seinen Lesern (und seinen medizinischen Fachkollegen) nicht immer leicht gemacht hat, ihn zu verstehen.”

Literatur

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1 Prof. Dr. Otto Hallen zu seinem 80. Geburtstag im Gedenken an den gemeinsamen Lehrer Paul Vogel gewidmet.

2 „Zeitgeschichtlich sei daran erinnert, dass die Zuwendung unseres Laboratoriums zu diesem Thema zusammenfällt mit den zunehmenden politischen Schwankungen in Deutschland, und dass die erste ausführlichere und konsolidierte Darstellung der Gestaltkreis-Idee im Jahre 1933 erschienen ist (niedergeschrieben Ostern 1932). Ich kann nicht genau angeben, wie wir äußerlich dazu kamen, den optokinetischen Schwindel und die optokinetischen Reaktions- und Scheinbewegungen zu unserem Studium zu wählen; dass der unbewusste Grund dafür das historische Erdbeben jener Jahre war, ist mir nicht zweifelhaft.” Aus: Natur und Geist, Erinnerungen eines Arztes (1954) (niedergeschrieben 1944, GS 1, S. 73) [10]

Prof Dr. D. Janz

Burgunder Str. 8

14129 Berlin

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