Aktuelle Urol 2001; 32(5): 309-313
DOI: 10.1055/s-2001-17271
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Modifiziertes Seromuskularis-Rohr nach Witzel als Kontinenzmechanismus für kontinente kutane Harnableitung

A.  Lampel1 , J.  W.  Thüroff2 , St.  Roth3
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Kliniken der Stadt Villingen-Schwenningen
  • 2Klinik für Urologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
  • 3Klinik für Urologie und Kinderurologie, Kliniken der Stadt Wuppertal
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Publication Date:
18 September 2001 (online)

Einleitung

Für Patienten, bei denen ein orthotoper Anschluss eines kontinenten Reservoirs nicht möglich ist, stellt ein umbilikal ausgeleiteter kontinenter Pouch nach wie vor eine exzellente Alternative mit einer hohen Lebensqualität und einem im Vergleich deutlich höheren Aktivitätsindex gegenüber einer inkontinenten Form der Harnableitung dar. Während komplizierte Verfahren wie der Ileum-Intussuszeptionsnippel eher wenig Akzeptanz fanden, erfahren einfache und reproduzierbare Techniken mit geringer Komplikationsrate wie die submukös getunnelte Appendix oder das Verfahren nach Yang/Montie eine schnelle weltweite Verbreitung [1] [2] [3].

Das hier vorgestellte Seromuskularis-Rohr in der Modifikation nach Witzel stellt eine extrem vereinfachte Technik dar [4] [5]. Zugrundeliegender Wirkmechanismus ist ähnlich wie bei der Appendix das Flap-valve-Prinzip, allerdings handelt es sich nicht um ein submukös getunneltes Rohr, sondern um eine einfache Imbrikation („Einstülpung”) der gesamten Reservoirwand [6] [7].

Bis dato wurde die Technik ausschließlich bei Patienten mit fehlgeschlagenem primärem Kontinenzmechanismus angewendet, sie kann allerdings mittlerweile auch als Primärverfahren bei den verschiedensten Techniken der kontinenten Harnableitung verwendet werden. Besonders geeignet ist sie aber für komplizierte Revisionsverfahren bei Inkontinenz eines umbilikal angeschlossenen Reservoirs, insbesondere bei sehr adipösen Patienten mit ausgeprägten Verwachsungen nach dem Ersteingriff, bei denen die gezielte Ausschaltung eines Darmabschnittes zur Rekonstruktion eines neuen Kontinenzmechanismus sich äußerst schwierig gestalten kann [4].

Problem dieser Technik ist die Auskleidung des Rohres mit Serosa, was bei der intermittierenden Katheterisierung die Verwendung von Gleitgel oder von beschichteten Kathetern notwendig macht. Allerdings ist die Verwendung extramuraler serosaausgekleideter Tunnel zur Harnleiterimplantation oder als Tunnel für Kontinenzmechanismen mittlerweile ein Standardverfahren [8] [9] [10]. Klarer Vorteil des Verfahrens ist aber die einfache Technik und die ubiquitäre Anwendbarkeit bei Dünn- und Dickdarmreservoiren.

Literatur

Professor Dr. med. A. Lampel

Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie · Klinikum der Stadt Villingen-Schwenningen GmbH

Röntgenstraße 20

78054 Villingen-Schwenningen