Zusammenfassung
Fragestellung: Die Ejaculatio praecox ist eine weitverbreitete Erkrankung, deren Prävalenz in der
Literatur je nach Erhebungsmethode schwankt. Die Durchschnittszeit zwischen Koitusbeginn
und Ejakulation scheint ein wichtiger diagnostischer Parameter zu sein, für den in
der internationalen Literatur allerdings keine objektiv erhobenen Zeiträume existieren.
Die vorgestellte Studie hatte zum Ziel, diese Lücke zu schließen und eine Literaturübersicht
zu dem Thema zu geben.
Material und Methode: Anhand dreier Gruppen (je 15 Männer, alle in fester Partnerschaft seit mindestens
zwei Jahren, anamnestisch keine Erektionsstörung, Alter 25 bis 40 Jahre) wurde die
Zeit vom Beginn des Geschlechtsverkehrs bis zur Ejakulation durch die Partnerin mittels
Stoppuhr objektiv erfasst. Die drei Gruppen bestanden aus: 1. Patienten mit Ejaculatio
praecox, 2. gesunden freiwilligen Probanden, 3. europäischen Urologen. Die Daten wurden
nach wiederholten Messungen schriftlich anonymisiert gesammelt und ausgewertet.
Ergebnisse: In der Gruppe 1 (Patienten mit Ejaculatio praecox) wurde ein mittlerer Zeitraum von
2 : 32 Minuten gemessen. Die Kontrollgruppe aus Probanden wies eine mittlere Zeitdauer
von 3 : 01 Minuten auf. Die Zeitunterschiede zwischen diesen beiden Gruppen waren
nicht statistisch signifikant. Bei 15 europäischen Urologen wurde eine durchschnittliche
Dauer von 5 Minuten und 58 Sekunden ermittelt.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Studie zeigt, dass die alleinige Angabe der Patienten, „sie kämen
zu früh”, häufig zu der Diagnose einer Ejaculatio praecox führt, an sich aber keine
Aussage über den wirklichen Koituszeitraum erlaubt. Da der Zeitraum bis zum Orgasmus
individuell und partnerschaftlich außerordentlich verschieden ist, muss ein Orgasmuseintritt
nach 2 bis 3 Minuten nicht unbedingt als pathologisch eingestuft werden und im jeweiligen
Gesamtkontext gesehen werden.
Abstract
Purpose: Premature ejaculation is a widespread condition with varying prevalence in the literature
depending on the method of study. The period between start of intercourse and ejaculation
could be an important diagnostic parameter but no objectively raised data exist in
the international literature. The present study has the goal to close this gap and
to give an overview of the existing literature to the topic.
Materials and Methods:In three groups of 15 men each (all in fixed partnership for at least two years, no
history of erectile dysfunction, age 25 to 40 years) time from start of intercourse
to ejaculation was measured by the partner with a stop watch. The three groups consisted
of 1. patients with premature ejaculation, 2. healthy volunteers and 3. European urologists.
Data from repeated measurements were collected anonymously and analysed.
Results: In group 1 (patients with premature ejaculation) an average period of 2 : 32 minutes
was recorded between start of intercourse and ejaculation. In group 2 (healthy volunteers)
the average time was 3 : 01 minutes. The differences were not statistically significant.
The average time in group 3 (urologists) was 5 minutes and 58 seconds.
Conclusions: Our data indicate, that the subjective impression of patients of “too early ejaculation”
is not sufficient to establish the diagnosis of premature ejaculation. In patients'
history, the subjectively estimated duration of intercourse does not correlate with
an objectively recorded time interval. A time to ejaculation of 2 to 3 minutes has
to be judged individually, depending on the preception of the patient and his partner.
Key words
Ejaculation - Coitus - Sexuality - Psychological sexual dysfunction - Sexual and gender
disorder - Libido