Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(6): 288
DOI: 10.1055/s-2002-19971-2
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erwiderung

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Gerne nehmen wir Stellung zu den Fragen zu unserem CME-Beitrag [1] [2] [3] »Harnwegsinfektionen«.

Bei welchen Patientinnen muss eine asymptomatische Bakteriurie behandelt werden?

In der Regel muss eine asymptomatische Bakteriurie nicht antibiotisch behandelt werden, das gilt insbesonders auch für geriatische Patienten bzw. Pflegeheimbewohner, bei denen sehr häufig eine asymptomatische Bakteriurie beobachtet wird. Ausgenommen hiervon sind Patientinnen, bei denen z. B. eine urologische Intervention bevorsteht, da septische Komplikationen die Folge sein können, sowie schwangere Patientinnen, da diese häufiger an einer Pyelonephritis erkranken, bzw. da dadurch häufiger Schwangerschafts-oder Geburtskomplikationen eintreten können. Ausgenommen sind ebenfalls Patientinnen nach einer Nierentransplantation.

Bei welchen Patienten, z. B. im Pflegeheim, mit Dauerkathetern, bei denen eine komplizierte HWI vorliegt, muss eine asymptomatische Bakteriurie behandelt werden?

Bei Dauerkatheterträgern tritt nach spätestens 4 Wochen praktisch immer eine Bakteriurie auf, die aber nicht antibiotisch behandelt werden sollte, solange sie asymptomatisch bleibt. Beim Auftreten von Symptomen, z. B. Fieber, Blasenschmerzen, muss zunächst empirisch und dann, falls möglich, testgerecht behandelt werden. Am besten empfiehlt sich folgendes Vorgehen. Falls die Indikation zur Antibiotikatherapie gegeben ist, sollte der DK gewechselt und eine frische Urinprobe über den neuen Katheter für die mikrobiologische Untersuchung gewonnen werden. Danach beginnt sofort die empirische Antibiotikatherapie, die ggf. später entsprechend dem bakteriologischen Ergebnis testgerecht weitergeführt wird.

Die generelle antibiotische Therapie asymptomatischer Bakteriurien bei DK-Trägern führt lediglich zum häufigeren Erregerwechsel und schließlich zur Selektion hochresistenter Erreger. Eine dauerhafte Sanierung ist bei Dauerkatheterträgern ohnedies nicht möglich. Deshalb sollte die Antibiotikatherapie nur bei Patienten mit symptomatischen Harnwegsinfektionen durchgeführt werden.

Falls irgend möglich, sollte der Dauerkatheter vermieden werden. Keine Indikation stellt eine Harninkontinenz dar. Hier ist die Windelversorgung vorzuziehen. Harnentleerungsstörungen sollten ebenfalls auf die Möglichkeit einer ursächlichen Behandlung überprüft werden: Es existieren heute mehrere alternative Verfahren, die auch zur Behandlung einer Prostatahyperplasie bei multimorbiden Patienten eingesetzt werden können. Bei Frauen mit atoner Harnblase ist ein 3- bis 4-maliger Einmalkatheterismus einem Dauerkatheter vorzuziehen.

Literatur

  • 1 Naber K G, Wagenlehner F ME. Harnwegsinfektionen. Der konkrete Fall.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1105
  • 2 Wagenlehner F ME, Naber K G. Harnwegsinfektionen - Teil 1: Diagnostik.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1105-1109
  • 3 Wagenlehner F ME, Naber K G. Harnwegsinfektionen - Teil 2: Therapie.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1109-1111

Dr. F. M. E. Wagenlehner
Prof. Dr. med. Kurt G. Naber

Urologische Klinik, Klinikum St. Elisabeth, Straubing

St.-Elisabeth-Straße 23

94315 Straubing

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