Z Geburtshilfe Neonatol 2002; 206(1): 9-14
DOI: 10.1055/s-2002-20944
Originalarbeit
Dokument DTK
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nichtoligurische Hyperkaliämie Frühgeborener

Ergebnisse einer nationalen Umfrage zur Inzidenz und zur Therapie mit SalbutamolResults of a national survey in Germany on incidence and therapy of the nonoliguric hyperkalemia of the premature infantE.  Mildenberger, H.  Versmold
  • 1Kinderklinik der Freien Universität Berlin, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Berlin
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Publikationsverlauf

5. 12. 2000

5. 3. 2001

Publikationsdatum:
08. März 2002 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Obwohl häufig, wird die nicht-oligurische Hyperkaliämie Frühgeborener nicht in allen Kinderkliniken beobachtet. Bei der Erkrankung steigt die Serumkaliumkonzentration (Serum-[K +]) bei 24 Lebensstunden exzessiv an und ist durch Infusion von Insulin plus Glukose effektiv zu senken. Neuerdings wird therapeutisch Salbutamol empfohlen. Salbutamol ist bei Frühgeborenen nicht geprüft und kann in den ersten Minuten der Gabe zu lebensbedrohlichen paradoxen Anstiegen der Serum-[K +] führen.

Wir fragten nach möglichen Ursachen der unterschiedlichen lokalen Inzidenz der Hyperkaliämie, dem Einsatz von Salbutamol und nach paradoxen Anstiegen der Serum-[K +] unter Salbutamol.

Material und Methodik: Umfrage an alle 340 deutschen Kinderkliniken.

Ergebnisse: Wir erhielten Antwort von 208 Kliniken, von denen 132 Kliniken Frühgeborene < 30 Schwangerschaftswochen betreuen. Die Inzidenz der Hyperkaliämie betrug 0 - 40 %. In mindestens 25 % der Kliniken wurde die Serum-[K +] frühestens am zweiten Lebenstag bestimmt. 52 Kliniken setzten Salbutamol ein. Anstiege der Serum-[K +] im Zusammenhang mit einer Salbutamoltherapie wurden von 9 Kliniken angegeben. Allerdings erfolgte die Bestimmung der Serum-[K +] üblicherweise erst 1 Stunde (Median, Bereich 0,25 - 12 Stunden) nach Beginn der Salbutamolinfusion. Es wurden zwei Fälle von Herzrhythmusstörungen während Salbutamolinfusion mitgeteilt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die unterschiedliche Inzidenz der Hyperkaliämie beruht möglicherweise auf fehlender Bestimmung der Serum-[K +] am ersten Lebenstag. Die Häufigkeit potenziell lebensbedrohlicher Anstiege der Serum-[K +] in den ersten Minuten der Salbutamolgabe konnte praktisch nicht erfasst werden. Daten hierzu sollten jedoch vorliegen, bevor Studien zur Therapie der nichtoligurischen Hyperkaliämie Frühgeborener mit Salbutamol initiiert werden können.

Abstract

Background: Although nonoliguric hyperkalemia of the premature infant is a common problem, in many hospitals it is not observed. It is characterized by an excessive increase in serum potassium concentration (serum-[K +]) at 24 hours after birth. Recently, salbutamol has been recommended to treat hyperkalemia. There are no controlled trials in premature infants. During the first minutes of salbutamol infusions paradoxical increases in serum-[K +] may occur.

We asked for possible reasons for the variable incidence of the disorder. We wanted to know if salbutamol is currently applied and if initial increases in serum-[K +] during salbutamol infusions have been observed.

Materials and Methods: National survey in Germany.

Results: Questionnaires of 132 hospitals caring for premature infants < 30 gestational weeks. The incidence of hyperkalemia was 0 - 40 %. At least 25 % of all hospitals measured serum-[K +] not before the second day after birth. 52 hospitals had applied salbutamol. Nine hospitals reported increases in serum-[K +] associated with salbutamol therapy. However, it was common practice to measure serum-[K +] 1 hour (median, range 0.25 - 12 hours) after the start of the infusion. Two cases of cardiac arrhythmias during salbutamol infusion were reported.

Discussion and Conclusions: The variable incidence of hyperkalemia may result from the fact that many hospitals do not measure serum-[K +] on the first day after birth. Common practice made it potentially impossible to determine the frequency of initial increases in serum-[K +] during salbutamol infusion. However, these data should be available, before controlled trials on salbutamol treatment in premature infants can be initiated.

Literatur

Dr. Eva Mildenberger

Kinderklinik der Freien Universität Berlin

Universitätsklinikum Benjamin Franklin

Hindenburgdamm 30

12200 Berlin

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