Zusammenfassung
Fragestellung: Im Rahmen einer explorativen Studie wurden die Vorstellungen schizophrener Patienten
und ihrer nächsten Angehörigen über den weiteren Krankheitsverlauf und Möglichkeiten
seiner Beeinflussung untersucht. Methode: Mit 31 schizophrenen Patienten und ihren nächsten Angehörigen wurden problemzentrierte
Interviews durchgeführt. Die Tonbandaufzeichnungen der Interviews wurden transkribiert
und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Am häufigsten erwarteten die Befragten eine Besserung des Krankheitszustands, oder
sie rechneten damit, dass eventuell ein Rückfall eintreten könnte. Dass es mit Sicherheit
zu einem Rückfall kommen würde, oder dass die Krankheit einen chronischen Verlauf
nehmen würde, wurde von ihnen seltener erwartet. Die Mehrheit der Befragten bejahte
die Frage nach der Beeinflussbarkeit des Krankheitsverlaufs. Mehrheitlich bestätigten
sie der psychiatrischen Behandlung einen positiven Effekt. Vor allem die Patienten
waren auch davon überzeugt, dass sie selbst den Verlauf der Krankheit beeinflussen
könnten. Was die zukünftige Lebenssituation betrifft, so wurde vor allem in Bezug
auf die Arbeit eine Veränderung herbeigewünscht. Schlussfolgerung: Die von uns befragten Patienten und Angehörigen schätzten die Prognose der schizophrenen
Erkrankung durchaus realistisch ein. Sie erlebten sich nicht als hilflose Opfer, die
der Krankheit wehrlos ausgeliefert sind, sondern sahen Möglichkeiten der Einflussnahme
auf den Krankheitsverlauf. Dies sollte sich günstig auf die Bereitschaft professionelle
Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Behandlungsempfehlungen zu befolgen auswirken.
Abstract
Objective: This study is aimed at exploring what schizophrenic patients and their closest relatives
expect the further course of the illness will be like and how it can be influenced.
Method: Problem-centered interviews were conducted with 31 schizophrenic patients and their
closest relatives at discharge from hospital treatment. The verbatim transcripts of
the interviews were analyzed by means of structuring qualitative content analysis.
Results: Most frequently, the respondents expected an improvement of the illness or they were
unsure whether the actual recovery from psychosis will persist or whether a further
relapse will occur. Less frequently, the respondents were sure that this will be the
case or that the illness will take a chronic, eventually deteriorating course. The
majority was convinced that the course of the illness can be influenced, by psychiatric
treatment as well as by the patients themselves. As concerns the social situation
in the near future, particularly changes of the occupational status were hoped for.
Conclusion: The assessment of the prognosis of the schizophrenic illness by most patients and
relatives appears quite realistic. Rather than considering themselves as helpless
victims they see opportunities for influencing the further course of the illness.
This should have a positive influence on the readiness to use mental health service
and to comply with treatment recommendations.
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Dr. med. Anita Holzinger
Universitätsklinik für Psychiatrie
Währinger Gürtel 18 - 20
1090 Wien · Österreich
Email: anita-holzinger@univie.ac.at