Zusammenfassung
Hintergrund: Die langfristige Prognose eines
Kindes mit Epilepsie sollte an der Anfallsfreiheit, aber auch an der
Lebensqualität des Kindes gemessen werden. Untersucht wurden Kinder mit
Epilepsien mit der Fragestellung, ob sie kinderpsychiatrische, intellektuelle
oder motorische Auffälligkeiten gegenüber gesunden Kindern zeigen.
Welche Bedeutung hat die Epilepsieform für die Leistungsprofile der
Kinder?
Patienten/Methodik: Kinder mit Epilepsien im
Alter von 6 - 15 Jahren ohne neurologische Erkrankungen und
ohne mentale Behinderung wurden einbezogen. Mit Hilfe des CBCLs und des
Mannheimer Elterninterviews wurden Häufigkeiten von psychiatrischen
Symptomen erfasst. Zusätzlich wurde ein strukturiertes Elterninterview
durchgeführt, um anamnestische Angaben zur Schwangerschaft, Geburt und zur
Entwicklung des Kindes zu dokumentieren. Mit Hilfe der neuropsychologischen
Untersuchung wurden die nonverbale Intelligenz, die Informationsverarbeitung,
die rechnerischen Fähigkeiten, die Körperkoordination und
Grobmotorik, die Feinmotorik und die Sprachfähigkeiten untersucht. Es
wurde noch eine Kontrollgruppe getestet, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse
sicherzustellen.
Ergebnisse: Es wurden 102 von insgesamt 117
Kindern (88 %) mit Epilepsien (Absencen 27, Grand Mal 31, Rolandi
17, symptomatisch fokal 27) nachuntersucht. Anfallsfreie, nicht behinderte
Kinder mit Epilepsien unterschieden sich in allen mentalen und motorischen
Leistungsparametern von gesunden Kontrollkindern. Diese Kinder waren aber
kinderpsychiatrisch nicht auffällig. Erst die Einzelanalyse der
verschiedenen Epilepsieformen lässt aber erkennen, dass es erhebliche
Unterschiede der Defizite in den Leistungsparametern gibt. Kinder mit benignen
Partialanfällen erzielten zwar die besten Testergebnisse, waren aber auch
beim Erfassen selbständiger Lösungsstrategien und in der nonverbalen
Intelligenz schlechter als die Kontrollgruppe. Kinder mit komplex-fokalen
Anfällen zeigten in allen Teilbereichen die weitaus schlechtesten
Testergebnisse. Lag eine Absencen-Epilepsie vor, waren vor allem
Beeinträchtigungen in der Grob- und Feinmotorik und im
Sprachverständnis nachzuweisen. Demgegenüber zeigten Kinder mit
Grand-Mal-Epilepsie vor allem Defizite im Erfassen von Lösungsstrategien
und in der nonverbalen Intelligenz. Die Kinder mit Epilepsie zeigten keine
kinderpsychiatrischen Auffälligkeiten. 26 % der Kinder mit
Absencen, 23 % mit Grand Mal, 8 % mit Rolandi,
28 % mit symtomatischen Anfällen und 3 % der
Kontrollgruppe erzielten insgesamt schlechte Testergebnisse.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse
unterstreichen die Notwendigkeit differenzierter neuropsychologischer
Untersuchungen an Kindern mit Epilepsie, um die unterschiedlichen Defizite zu
erfassen und rechtzeitige Förderung in Teilbereichen einzuleiten.
Abstract
Questions: Do children with epilepsy exhibit
psychiatric, intellectual or motoric symptoms compared to healthy children? How
relevant is the type of epilepsy?
Methods: Children with diagnosed epilepsy
aged 6 - 15 years were investigated by means of an
established neuropsychological test program. Under anticonvulsive therapy the
children were free from epileptic seizures. Exclusion criteria were
neurological diseases and mental retardation. A structured interview was
performed and psychiatric symptoms were registered. Tests performed included
non-verbal intelligence, general motor skills, concentration ability, speech,
mathematics, and find motor skills.
Results: Altogether 102 children with
epilepsy (absences N=27, grand-mal N=31, Rolandi N=17,
symptomatic focal N=27) and a control group of healthy children of the
same size were investigated. In children with epilepsy no psychiatric symptoms
were observed. In all tests applied, children with epilepsy obtained poorer
neuropsychological results than the healthy control group. Children with
primarily generalised epilepsy exhibited markedly poorer results in data
processing, speech, and fine motor skills as compared to the healthy group.
Children with symptomatic focal epilepsy showed the poorest results with regard
to all parameters tested.
Conclusion: In the psychological test
performed, children with epilepsy exhibited distinct differences compared to
the control group, but no differences in the psychiatric evaluation.
Schlüsselwörter
Epilepsien - Kinderpsychiatrische Auffälligkeiten - neuropsychologische Untersuchungen
- Leistungsvergleich zu gesunden Kindern
Key words
Epilepsy - children - psychiatric-neuropsychological outcome