Aktuelle Dermatologie 2002; 28(4): 123-127
DOI: 10.1055/s-2002-32052
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Genetik des malignen Melanoms der Haut

Aktueller Wissensstand und klinische AnwendungenGenetics of Cutaneous Malignant Melanoma: Update and Clinical ImplicationsJ.  Weiß1
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Herrn Prof. Dr. E. G. Jung zum 70. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
06 June 2002 (online)

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Zusammenfassung

Beim malignen Melanom der Haut wie auch bei vielen anderen soliden Tumoren ist die maligne Transformation der Zellen und die Progression der Tumoren Folge einer Kaskade von genetischen Veränderungen. Kopplungsanalysen in Melanomfamilien legen nahe, dass neben dem nur in Einzelfällen veränderten CDK4-Gen zwei weitere bislang nicht identifizierte Melanomgene existieren, die in den Chromosomenabschnitten 1p36 und 9p21 lokalisiert sind. Neuere Daten weisen darauf hin, dass das p16-(CDKN2)-Tumorsuppressorgen die frühe Progression bei zumindest einigen Melanomen steuert. Eine Assoziation mit bestimmten Varianten des Melanocortin-1-Rezeptors führt zu einer weiteren Risikoerhöhung. Die Ausschaltung von noch nicht bekannten Genen auf den Chromosomenarmen 6q, 10p und 10q scheint ebenfalls eine pathogenetische Rolle in frühen Melanomstadien zu haben. Bislang war es aber noch nicht möglich, diese genetischen Veränderungen mit bestimmten morphologischen Stadien des primären Melanoms zu assoziieren. Entsprechend den Befunden bei anderen Tumorarten scheint der Verlust von genetischem Material der Chromosomenbanden 1p36 und 11q23 - 25 ebenso wie die Amplifikation von Abschnitten des Chromosoms 7 mit einem erhöhten Metastasierungspotenzial verbunden zu sein. Bei der Identifizierung von Hochrisikopersonen aus Melanomfamilien werden diese molekularen Befunde bereits klinisch umgesetzt. In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, dass molekulare Befunde prognostische Hinweise bei Patienten mit sporadischen Melanomen liefern könnten.

Abstract

In malignant melanoma as in many other malignancies the process of tumorigenesis and tumor progression appears to result from the accumulation of multiple genetic lesions. Linkage analyses in melanoma families gave evidence for at least three predisposing genes. Besides an infrequently altered CDK4 gene two other still unknown genes may be located in the bands 1p36 and 9p21. Recent data indicate that the p16 (CDKN2) tumor suppressor gene may be involved in very early stages of melanoma progression. It has been shown that an association with particular variants of the Melanocortin-1 Receptor gene modifies and increases melanoma risk. An inactivation of genes not yet identified on 6q, 10q and 10p seems to be involved in later progression stages. However, these genetic alterations could not be associated with clinically defined stages of melanoma progression such as radial growth (RGP) or vertical growth phase (VGP). Paralleling findings in other malignancies loss of genetic material of chromosome bands 1p36 and 11q23 - 25 as well as gain of bands of chromosome 7 seem to be associated with the capability to metastasize. These findings have already been applied to identify high risk members of melanoma families. In near future molecular data might provide prognostic information in patients with sporadic melanoma.

Literatur

Prof. Dr. J. Weiß

Osterstr. 24

30159 Hannover