Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(30): 1573-1574
DOI: 10.1055/s-2002-32937
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Warum die Rationierung medizinischer Leistungen keine einfache Lösung ist

Why rationing of medical services is no simple solutionG. Maio
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Publikationsdatum:
25. Juli 2002 (online)

Gesundheit ist ein hohes Gut. Und doch wird nicht jeder Preis für dieses hohe Gut bezahlt werden können. Was liegt also näher als zu bestimmen, welche medizinischen Maßnahmen uns den Preis wert sind und welche nicht? Während hierzulande weitgehend vermieden wird, diese Frage zu konkretisieren, hat der amerikanische Bundesstaat Oregon schon seit den achtziger Jahren an einem Modell gearbeitet, das die Verteilung der Gesundheitsgüter anhand einer Prioritätenliste vorsieht. So konnten die Bürger von Oregon indirekt mitbestimmen, welche medizinischen Leistungen zum Leistungskatalog der Krankenkasse gehören sollten und welche aus ihrer Sicht nicht umlagefinanziert übernommen werden bräuchten. Die Priorisierung, wie sie in Oregon vorgenommen wurde, stellt einen Lösungsansatz dar, der implizit die Notwendigkeit der Rationierung anerkennt. Eine Rationierung liegt dann vor, wenn das Nachfragevolumen nach Gesundheitsleistungen das finanzielle Angebotsvolumen dieser Leistungen übersteigt und die Zuteilung dieser begehrten Leistungen öffentlich geordnet begrenzt werden müsste. Letztlich zielte die Priorisierung in Oregon darauf ab, die begrenzten Mittel mit möglichst geringem Schaden und mit möglichst großem Nutzen einzusetzen. Auch wenn ein direkter Vergleich mit der Bundesrepublik wegen der unterschiedlichen Gesundheitssysteme nicht möglich ist, können wir aus diesem „Oregon-Experiment” ablesen, ob dieses Konzept der Priorisierung grundsätzlich dazu dienen kann, vorhandene Ressourcen sinnvoll zu verteilen. Bei näherer Betrachtung der Erfahrungen in Oregon lassen sich verschiedene Probleme im Umgang mit Prioritätenlisten ausmachen.

Literatur

  • 1 Coulter A, Ham C. The global challenge of health care rationing.  Buckingham: Open University Press. 2000; 
  • 2 Dabrock P. Menschenbilder und Priorisierung. Loccum: Rehburg In: Vögele W, Dörries A, Hg.: Menschenbilder in Theologie und Medizin 2001: 173-223
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  • 6 Lüscher T F. Ist die Medizin eine exakte Wissenschaft?.  Schweiz Ärztez. 2001;  82 7-9
  • 7 Oberlander J, Marmor T, Jacobs L. Rationing medical care: rhetoric and reality in the Oregon Health Plan.  CMAJ. 2001;  164 1583-7

PD Dr. G. Maio

Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin, Universitätsklinikum Freiburg

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