Zusammenfassung
Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey hat sich zum Ziel gesetzt, erstmals aussagefähige
Daten auch über die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien
bereitzustellen. Um Migranten angemessen, entsprechend ihres Anteils in der Bevölkerung
einzubinden, müssen Besonderheiten im Teilnahmeverhalten berücksichtigt werden. Analysen
zum Teilnahmeverhalten von Migranten beschränkten sich bislang auf Untersuchungen,
die mit der Erhebungsmethode „mündliches Interview” realisiert wurden. Mit dem Pretest
des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys können erstmals Ergebnisse zur Teilnahmebereitschaft
von Migranten an Gesundheitsstudien mit medizinischem Erhebungsteil vorgestellt werden.
Im Vergleich zu „reinen” Befragungen kommen zusätzliche kulturspezifische und migrationsbedingte
Teilnahmebarrieren wie auch -motive zum Tragen, die in der Gestaltung des Untersuchungsablaufs
und des Zugangs zu Migranten berücksichtigt werden müssen.
Abstract
The objective of the National Health Survey for Children and Adolescents has been
to produce the first sets of representative data on health indicators including those
of children and adolescents from migrant families. To ensure an adequate involvement
of migrants corresponding to their percentage in the demographic profile, account
must be taken of particular features in respondent behaviour. Up to now analyses of
the respondent behaviour of migrants have been limited to surveys based on the ‘oral
interview’ format. The pilot study format employed by the National Health Survey for
Children and Adolescents for the first time produces findings relative to the willingness
of migrants to participate in health surveys containing medical survey components.
In comparison to „pure” questionnaire-based surveys, the pilot study reveals the role
played by additional hurdles to, and motives for, participation which are partly cultural
in origin and partly related to the specific condition of being a migrant. Such factors
must also be taken into account in designing the course of the survey and in considering
questions of migrant accessibility.
Schlüsselwörter
Migration - Teilnahmeverhalten - Non-Responder-Orientierungen - migrantenspezifisches
Vorgehen - Kinder- und Jugendgesundheitssurvey
Key words
Migration - respondent behaviour - non-responder orientation - migrant-specific procedure
- health survey for children and adolescents
Literatur
1
Allerbeck K R, Hoag W J.
Wenn Deutsche Ausländer befragen. Ein Bericht über methodische Probleme und praktische
Erfahrungen.
Zeitschrift für Soziologie.
1985;
14
241-246
2 Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen .Bericht der Beauftragten der
Bundesregierung für Ausländerfragen über die Lage der Ausländer in der Bundesrepublik
Deutschland. Berlin, Bonn; 2000
3 Becker S A, Wunderer E, Schultz-Gambard J. Muslimische Patienten. Ein Leitfaden
zur interkulturellen Verständigung in Krankenhaus und Praxis. München, Bern, Wien,
New York; W. Zuckschwerdt Verlag 2001
4
Blohm M, Diehl C.
Wenn Migranten Migranten befragen. Zum Teilnahmeverhalten von Einwanderern bei Bevölkerungsumfragen.
Zeitschrift für Soziologie.
2001;
30
223-242
5 Bohnsack R. Dokumentarische Methode. Hitzler R, Honer A Sozialwissenschaftliche
Hermeneutik Opladen; Leske + Budrich 1997
6 Bohnsack R, Nohl A M. Adoleszenz und Migration-Empirische Zugänge einer praxeologisch
fundierten Wissenssoziologie. Bohnsack R, Marotzki W Biographieforschung und Kulturanalyse.
Transdisziplinäre Zugänge qualitativer Forschung Opladen; Leske + Budrich 1998: 260-282
7 Boos-Nünning U. Armut und Unterversorgung im Kindes- und Jugendalter. Butterwegge
C Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen Opladen;
Campus 2000: 150-173
8 Boos-Nünning U, Otyakmaz B Ö. Deutschsprachige wissenschaftliche Literatur zu Migration
und Sucht. Boos-Nünning U et al Migration und Sucht. Eine Expertise im Auftrag des
Bundesministeriums für Gesundheit Baden-Baden; Nomos Verlagsgesellschaft 2002: 8-84
9 Cerci F. Migration und Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Vortrag
vom 20. Februar 2002 im Haus der Stiftung Demokratie in Saarbrücken in Zusammenarbeit
mit der Fachgruppe und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. http://www.kinderaerzte-lippe.de/Saarbruecken.htm
12.9.2002
10 David M, Borde T, Kentenich H. (Hrsg) .Migration - Frauen - Gesundheit im europäischen
Kontext. Frankfurt am Main; Mabuse 2000
11 Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg (Hrsg) .Stadtteilgesundheitsbericht Gostenhof. Zur
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Stadt Nürnberg; 1997
12 Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München (Hrsg) .Jugendgesundheit. Schwerpunktbericht
im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung der Landeshauptstadt München. München;
1997
13
Hecker W, Bartus B, Heinze E. et al .
Stoffwechseleinstellung des Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen deutscher
und ausländischer Herkunft.
Diabetes und Stoffwechsel.
1998;
7
177-180
14
Humpert A, Schneiderheinze K.
Stichprobenziehung für telefonische Zuwandererumfragen. Einsatzmöglichkeiten der Namensforschung.
ZUMA-Nachrichten.
2000;
47
36-64
15 Humpert A, Schneiderheinze K. Stichprobenziehung für telefonische Zuwandererumfragen.
Praktische Erfahrungen und Erweiterung der Auswahlgrundlage. Gäbler S, Häder S Telefonstichproben.
Methodische Innovationen und Anwendungen in Deutschland Münster; Waxmann-Verlag 2002:
187-208
16 Jordanova-Duda M. Zappen zwischen den Sprachen. http://www.isoplan.de/aid/2001
- 3/medien.htm vom 19.2.2002
17
Kamtsiuris P, Bergmann K E, Dippelhofer A. et al .
Der Prestest des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys: Methodische Aspekte und Durchführung.
Gesundheitswesen.
2002;
64 (Sonderheft 1)
99-106
18
Koch A.
Teilnahmeverhalten beim Allbus 1994. Soziodemographische Determinanten von Erreichbarkeit,
Befragungsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft.
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.
1997;
49
98-122
19 Mielck A. Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze,
Interventionsmöglichkeiten Bern, Göttingen, Toronto, Seattle; Verlag Hans Huber 2000
20 Pölzelbauer K. Psychosomatische Störungen bei ausländischen Kindern. Vortrag auf
dem 36. Kongress der Ärztekammer Nordwürttemberg. http://www.aerztekammer-bw.de/Homepage/fortbild/kongress/b15/B15_5.pdf
12.9.2002
21 Settertobulte W. Gesundheitliche Lage und Risikoverhalten bei Jugendlichen aus
Migrantenfamilien. Marschalck P, Wiedl KH Migration und Krankheit Osnabrück; Universitätsverlag
Rasch 2002
22 Stadt Münster .Zur Gesundheitssituation der Flüchtlingskinder. Statistische und
epidemiologische Darstellung einiger ausgewählter Gesundheitsindikatoren Münster;
Stegemöller 1998
23 Strobl R, Kühnel W. Dazugehörig und ausgegrenzt. Analysen zu Integrationschancen
junger Aussiedler Weinheim, München; Juventa 2000
24 Surall D, Siefen R G. Prävalenz und Risikofaktoren des Drogenkonsums von türkischen
und Aussiedler-Jugendlichen im Vergleich zu deutschen Jugendlichen. Eine Dunkelfelderhebung
bei Schülern der Stadt Marl. Boos-Nünning U et al Migration und Sucht. Eine Expertise
im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit Baden-Baden; Nomos Verlagsgesellschaft
2002: 151-225
Liane Schenk
Robert Koch-Institut
Seestraße 10
13353 Berlin