Zusammenfassung
Hintergrund : Ziel der Untersuchung ist die Überprüfung der Beziehungen zwischen verschiedenen
Leistungsindikatoren, die im Rahmen der Diagnostik von Lese- und Rechtschreib-Problemen
in der klinischen Arbeit erfasst werden.
Methode : Bei insgesamt 141 Kindern der 2. und 4. Klasse wurden neben der Rechtschreibleistung
und der Intelligenztestleistung die auditive und kinästhetische Lautdifferenzierungsleistung,
die Lautanalyseleistung, die auditive Selektionsfähigkeit (Sprachverständnis im Störgeräusch),
die dichotische Diskriminationsfähigkeit, die Zahlen- und die Silben-Merkspanne überprüft.
Bei einer Teilstichprobe von 40 zumindest durchschnittlich intelligenten Kindern,
deren Rechtschreibleistungen aber mindestens eine Standardabweichung unter der Intelligenztestleistung
liegen, wurden darüber hinaus Regressionsanalysen berechnet, um die statistische Vorhersagekraft
der applizierten Leistungsindikatoren für die Rechtschreibleistung zu schätzen.
Ergebnisse : Dabei erwiesen sich ausschließlich die Lautdiskriminations- und Lautanalyseleistung
- geprüft mit dem Heidelberger Lautdifferenzierungstest H-LAD - und der sprachfreie IQ als varianzaufklärend für die Rechtschreibleistung. Dies trifft besonders für den
Beginn des Schriftspracherwerbs zu.
Schlussfolgerungen : Die in der klinischen Arbeit zusätzlich eingesetzten Verfahren zur Überprüfung der
auditiven Selektionsfähigkeit und dichotischen Hörfähigkeit sollten zunächst einer
altersbezogenen Normierung unterzogen werden, bevor ihr Wert, der uns klinisch als
durchaus relevant erscheint, abschließend diskutiert werden kann.
Abstract
Background : The aim of the study is to research the relationship between different indicators
used in the diagnosis of reading and writing disabilities in clinical work.
Methods : In addition to being tested for intelligence and writing ability, a total of 141
children in second and fourth grade were submitted to tests assessing their ability
for speech intelligibility in noise, dichotic listening, phoneme discrimination, as
well as auditory short-term memory for digits and non-words. In a partial sample of
40 children with average intelligence manifesting at least a standard deviation between
their ability to write and their IQ a regression analysis was introduced to assess
the predictive power of applied indicators for writing ability.
Results : Next to IQ testing, phoneme analysis as used in the Heidelberg Test of Phoneme Discrimination
accorded for the variance in writing ability. However, the relationship between these
indicators proved to be most important for the beginning of learning the written language.
Conclusions : The diagnostic procedures used in clinical work are critically evaluated whereby
the tests to assess speech intelligibility in noise and dichotic listening, as well
as short-term memory appear to be clinically relevant too, however a standardized
procedure and age-relevant norms are still needed.
Schlüsselwörter
Lese-Rechtschreibstörung - Heidelberger Lautdiskriminationstest (H-LAD) - Dichotisches
Hören - Sprachverständnis im Störgeräusch - Zahlen- und Silben-Merkspanne
Key words
Developmental dyslexia - Phonem discrimination (Heidelberg-Test) - Dichotic listening
- Speech intelligibility in noise - Auditory short term memory for digits and nonwords