Allgemeine Homöopathische Zeitung 2003; 248(1): 29
DOI: 10.1055/s-2003-37859
Nachruf

Karl F. Haug Verklag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG

Zum Tode von Dr. M. L. Sehgal
(23. 2.1929-29. 5. 2002)

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Publication Date:
17 March 2003 (online)

Dr. Sehgal ist Begründer der von ihm so benannten „Revolutionierten Homöopathie” („Revolutionized Homoeopathy”).

Diese Methode ist seit etwa 6 Jahren einem großen Publikum dem Namen nach bekannt. Der Kreis der in dieser Weise arbeitenden Homöopathen wächst kontinuierlich.

Merkmal der Sehgal-Methode ist die Arzneimittelfindung unter ausschließlicher Berücksichtigung der Geistes- und Gemütsebene; keine lokalen Zeichen, keine Modalitäten, keine Allgemeinsymptome, keine Miasmen werden zur Arzneiwahl herangezogen.

Dr. Sehgal wurde 73 Jahre alt. Erst gegen 1970 entdeckte er seine neue Methode, indem er Malariafälle, die auf die bis dahin ausgeübte (im wesentlichen Kent'sche) Methodik nicht ansprachen, in seiner therapeutischen Not alleine nach den Symptomen der Geistes-Gemütsebene kurieren konnte. Er stellte daraufhin seine Arbeitsweise vollständig um und entwickelte die Methode systematisch weiter. Schließlich legte er sie in 8 Bänden nieder (eine ausgezeichnete deutsche Übersetzung liegt von Eva Lang vor).

Dr. Sehgal litt Zeit seines Lebens unter einer schwachen Gesundheit. Eine tief verwurzelte Religiosität ließ ihn viele gesundheitlich bedingte Schwierigkeiten meistern. Seit 1968 widmete er sich ganz dem Studium der Homöopathie. Seine Söhne und Freunde berichten, wie er des Nachts bei Kerzenlicht Hahnemann, Kent, Boger u.a. studierte. Im Laufe der 80iger Jahre verbreitete sich sein Ruf über ganz Indien. Viele Homöopathen holten sich Anregungen von ihm, u.a. auch Rajan Sankaran. In den letzten Lebensjahren fragten viele Personen aus Politik und Wirtschaft um seine Behandlung nach. Sie boten ihm Chauffeur und Flugzeug an, damit er sie aufsuche. Er nahm allerdings die körperlichen Strapazen der langen Reisen nicht auf sich. Anlässlich der Feier seines 70. Geburtstages war ich überwältigt von der Verehrung, die ihm von einer großen Zahl seiner Schüler entgegengebracht wurde. Er war ihr Guru.

Dr. Sehgal war kein Mensch der vielen Worte und der ausgefeilten Didaktik; er setzte unbedingten Arbeitswillen und Anstrengungsbereitschaft voraus. Seine Seminare erforderten beharrliche Aufmerksamkeit und Mitarbeit.

Je näher man ihm war, umso beeindruckender die Erlebnisse - alle möglichen Vorbehalte gegenüber dieser ungewöhnlichen Verordnungsweise verstummten angesichts der faszinierenden therapeutischen Ergebnisse. Ihn bei der Arbeit mit Patienten zu sehen war das beste und überzeugendste Argument für seine Methode - ebenso die oftmalige, erfolgreiche Reproduzierbarkeit seiner Angaben in der eigenen Praxis.

Seine Söhne werden nun die Arbeit in seinem Sinne fortführen und hoffentlich noch viele Homöopathen auf der ganzen Welt dazu ermuntern, sich mit dieser wunderbaren Methode eingehend zu beschäftigen.

Mit Dr. Sehgal verliert die homöopathische Welt einen ihrer kreativsten Denker.

C. G. Schamell

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