ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2003; 112(4): 129
DOI: 10.1055/s-2003-38804
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einfacher - besser - wirtschaftlicher ...

Cornelia Gins
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Publication Date:
22 April 2003 (online)

Fünf Tage hat sie gedauert, die Messe aller Messen. An die 63000 Besucher aus dem Inn- und Ausland haben die 14000 Aussteller aus 51 Ländern und ihre Produkte auf der IDS im März besucht. Damit waren es deutlich mehr als vor 2 Jahren. Und die Stimmung?? Ungeachtet aller politischen Umstände war sie gut. Man hat sich getroffen, informiert, hat diskutiert und gefeiert ohne Ende.

Die fachliche Beurteilung ist mit neuen Produkten zu Prophylaxe, Endodontie, Implantologie, Funktionsdiagnostik, minimalinvasiven Arbeitstechniken - und nach wie vor CAD/CAM - am besten zu umreißen. Wie schon vor 2 Jahren bildeten sie die Schwerpunkte der Messe. Bereiche also, die den Patienten in die private Zuzahlung führen. Überhaupt ist der Patient - Pardon der Kunde - in der Analyse seiner Wünsche, seiner Ansprüche und Motivationen sehr weit in den Vordergrund getreten. Der Patient verfügt inzwischen über ein nicht unbeträchtliches, wie auch immer geartetes, medizinisches Informationswissen. Die medizinische Kompetenz des ZahnArztes ist daher das Eine, die betriebswirtschaftliche Kompetenz aber das Andere. Der ZahnArzt muss über die Fähigkeit verfügen, die Erwartungen seiner Patienten einzuschätzen und umzusetzen.

Allgemein hat sich herausgestellt, dass der Kunde nicht mehr nur ein Produkt erwirbt, sondern mit dessen Erwerb sich auch einen Wunsch nach einem bestimmten Lebensgefühl oder Lebensstil erfüllen möchte. Die Automarke, eine Fernreise oder auch der Erwerb eines Kleidungsstückes eines bestimmten Designers positionieren den Käufer in dem jeweiligen sozialen Gefüge, das er für sich vorgeben möchte. Dies bedeutet, dass der Erwerb eines Produktes nicht nur eine sachbezogene, sondern auch eine symbolische Bedeutung hat. Die Anti-Age- und Wellness-Konzepte bestätigen diese Richtung auf dem medizinischen Sektor. Der Boom im Bereich Schönheitschirurgie ist nach wie vor ungebrochen. Die Dental-Industrie, aber auch Strömungen in der Standespolitik, haben nun offensichtlich diesen Mainstream aufgegriffen. Über Ästhetik und das zu vermittelnde Gefühl von Oral-Wellness wird angestrebt, dem Patienten/Kunden auch die zahnmedizische Dienstleistung als ein Produkt für ein modernes Lebensgefühl anzubieten.

Die Zahnmedizin nun als Dienstleistungssegment im Marktgeschehen, also im Sinne von Angebot und Nachfrage. Patientenfreundliche Produkte und Behandlungen gelten somit als Erfolgsfaktor schlechthin. Verbesserte Prophylaxe- und Diagnosemethoden wie leistungsfähigere Intraoral-Kameras, minimale Strahlenbelastung durch digitales Röntgen, sowie ein Höchstmaß an Ästhetik im restaurativen Bereich sollen dem Patienten/Kunden in seinem neuen oralen Wohlfühlbewußtsein unterstützen.

Die Messe zeigte, wie die Industrie den Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch des Zahnarztes und dem Wunsch des Patienten nach ästhetischen aber auch wirtschaftlichen Versorgungen zu überwinden versucht. Ich denke, dass ist ihr im Großen und Ganzen auch gelungen. Die Produkte sind in jeder Beziehung optimiert worden. Das Handling für den Zahnarzt ist oft sehr viel einfacher, schneller und sicherer(?) geworden. Echte Highlights gab es allerdings nicht. Die Möglichkeit Karies mittels Ozon ohne Bohren zu inaktivieren, ist sicher ein interessanter Ansatz, aber warten wir es mal ab.

Eine detaillierte IDS-Nachlese wird es dann in der nächsten Ausgabe geben.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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