Zusammenfassung
Anliegen: Die Präferenz für eine getrennt- bzw. gemischtgeschlechtliche Behandlung sollte aus
Sicht von Patienten einer psychiatrischen Fachklinik evaluiert werden. Methode: Mittels Stichtagserhebungen wurde die Präferenz der Patienten vor und nach Geschlechtermischung
von vier Aufnahmestationen erfasst. Die korrigierte Rücklaufquote betrug 74,5 %. Ergebnisse: Etwa 75 % der psychiatrischen Patienten bevorzugen eine gemischtgeschlechtlich belegte
Station, etwa 25 % fühlen sich auf einer getrenntgeschlechtlichen Station wohler.
Frauen präferieren überproportional häufiger denjenigen Stationstyp, auf dem sie aktuell
behandelt werden, während Männer unabhängig vom aktuellen Stationstyp eine gemischte
Station bevorzugen. Eine überproportionale Präferenz für eine gemischte Station besteht
auch bei jüngeren Patienten, Patienten in freiwilliger Behandlung und Patienten mit
Suchtkrankheiten. Nach Geschlechtermischung der vormals getrennten Stationen findet
sich eine klare Änderung der Präferenz des Stationstyps, vor allem bei Frauen, die
dann ebenfalls mehrheitlich eine gemischte Station bevorzugen. Schlussfolgerung: Falls getrennte Stationen unter Berücksichtigung der Klinikgröße, der Spezialisierung
der Stationen bzw. der Sektorisierung eingerichtet werden können, könnte den Patienten
bei Aufnahme die Möglichkeit gegeben werden, zwischen einer getrennt- bzw. gemischtgeschlechtlichen
Station zu wählen.
Abstract
Objective: Preference on separate or mixed sex treatment should be evaluated from the viewpoint
of patients of a psychiatric hospital. Methods: The preference of patients were surveyed by questionnaire before and after mixing
four single sex wards. The adjusted response rate was 74.5 %. Results: About 75 % of psychiatric patients prefer a mixed sex ward, about 25 % prefer a single
sex ward. Females more frequently confirm the type of ward to whom they were actually
allocated. By contrast, males are in favour for mixed sex wards independently of the
presently experienced type of ward. Younger patients, voluntarily admitted patients,
and patients with substance addiction prefer mixed sex wards. After mixing the sexes
of formerly single sex wards a significant increase in preference of mixed sex wards
was found, due to increased affirmation by female patients. Conclusion: If single sex wards can be established in a psychiatric hospital considering their
size, specialisation of wards, and sector of care, patients are enabled to choose
between a single and mixed sex ward at admission.
Literatur
- 1
Hingley S M, Goodwin A M.
Living with the opposite sex: the views of long-stay psychiatric patients.
Br J Clin Psychol.
1994;
33
183-192
- 2
Gebhardt R P, Steinert T.
Einstellungen von Patienten und Personal zu gemischtgeschlechtlichen Stationen in
der Akutpsychiatrie.
Krankenhauspsychiatrie.
2000;
11
21-24
- 3
Vieweg T, Schubert R, Lemke S.
Das Stationsklima gemischt- und getrenntgeschlechtlicher akutpsychiatrischer Stationen.
Psychiat Prax.
1996;
23
290-293
Dr. med. Hermann Spießl
Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
eMail: hermann.spiessl@bkr-regensburg.de