Klinische Neurophysiologie 2003; 34(2): 75-79
DOI: 10.1055/s-2003-40123
Originalia
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Elektrophysiologische Korrelate der Wahrnehmung lokal zeitinvertierter Sprache

Electrophysiological Correlates of the Perception of Time-Inverted SpeechJ.  Möbes1 , M.  Matzke2 , M.  Lamers1 , J.  Rüsseler1 , T.  F.  Münte1
  • 1Abteilung für Neuropsychologie, Institut für Psychologie II, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • 2Klinik für Neurologie II, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Die Autoren wurden unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (MU1311/3-2)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Juni 2003 (online)

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Zusammenfassung

Obwohl zahlreiche Befunde dafür sprechen, dass die präzise zeitliche Information im menschlichen Sprachsignal für das Verstehen notwendig ist, legen kürzlich publizierte Experimente nahe, dass auch grobe zeitliche Veränderungen in Form von zeitlicher Inversion lokaler Segmente das Verständnis unter gewissen Umständen relativ intakt lassen können. In der hier vorliegenden Untersuchung wurde die Methode der ereigniskorrelierten Potenziale benutzt, um die neuronalen Grundlagen dieses Befundes zu untersuchen. Dazu wurden viersilbige Wörter in Segmente mit einer Länge von 50 ms, 80 ms und 100 ms unterteilt und diese Segmente jeweils zeitlich umgekehrt. Den 12 Versuchspersonen wurden diese Wörter zusammen mit nichtinvertierten Wörtern akustisch dargeboten. Die Probanden konnten mehr als zwei Drittel der invertierten Wörter jeder Bedingung verstehen. Die ereigniskorrelierten Potenziale zeigten Modulationen der N100- und P200-Komponente sowie einer späten negativen Komponente. Diese Komponenten stehen vermutlich im Zusammenhang mit einer erfahrungsgesteuerten „top-down”-Korrektur der sprachlichen Signale.

Abstract

In spite of data that show that the precise temporal structure of speech provides quintessential information for successful understanding, some behavioural observations indicate that even gross temporal distortion in the form of local time inversion of successive speech segments leaves comprehension relatively intact. In the present event-related brain potential (ERP) study, four-syllabic words were presented acoustically with no time inversion, or local time inversion of successive 50 ms, 80 ms, and 100 ms segments, while twelve healthy subjects listened for comprehension. Subjects were able to identify more than two-thirds of the inverted words in each condition correctly. Brain potentials showed marked effects of time inversion for the N100, P200 and a late negative component. These effects are likely related to top-down correction of the speech signal.

Literatur

Thomas F. Münte,MD 

Dept. of Neuropsychology · Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

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39106 Magdeburg

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