Der Klinikarzt 2003; 32(9): 294-298
DOI: 10.1055/s-2003-42386
GI-Erkrankungen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Derzeitiger klinischer Stellenwert - Chromo- und Vergrößerungsendoskopie im unteren Gastrointestinaltrakt

Present Clinical Value - Chromoendoscopy and Magnifying Endoscopy in the Lower GastrointestinaltractR. Kiesslich1
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Johannes Gutenberg Universität Mainz (Klinikdirektor: Univ.-Prof. Dr. P.R. Galle)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Juni 2004 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die frühe Diagnose kolorektaler Karzinome und adenomatöser Krebsvorstufen ist entscheidend für die Prognose des Patienten. Goldstandard in der Diagnostik kolorektaler Veränderungen ist heute die Koloskopie. Ein zusätzliches Verfahren ist die Chromoendoskopie, welches die Effektivität der Koloskopie steigern konnte. Gängige Färbungsmittel sind der Kontrastfarbstoff Indigokarmin und der Absorptivfarbstoff Methylenblau. Ihre Wirkung entfaltet die Chromoendoskopie jedoch nur in Kombination mit hochauflösenden oder Vergrößerungskoloskopen. Diese modernen Verfahren erlauben es, die Dignität der verschiedenen Schleimhautveränderungen des Kolons vorherzusagen. Daneben gelingt die Demaskierung flacher Adenome, die bislang in der westlichen Welt oft übersehen wurden. Während der Koloskopie können Frühkarzinome und adenomatöse Krebsvorstufen mittels endoskopischer Verfahren (Polypektomie, endoskopische Mukosaresektion) komplett entfernt und somit kurativ therapiert werden. Für Patienten mit lang andauernder Colitis ulcerosa ist der Trend weg von zufälligen Stufenbiopsien hin zu farbig geführten Biopsien eine neue Möglichkeit der Krebsvorsorge.

Summary

Early diagnosis of colorectal cancer is of crucial importance for the prognosis of the patients. Gold standard for diagnosis is colonoscopy. Additionally Chromoendoscopy may help to increase the yield of detection. Common dyes are indigo carmine and methylene blue. Chromoendoscopy is often used in conjunction with high-resolution and magnifying endoscopy. The combination of theese new methods allows to recognize more lesions and to differentiate between non-neoplastic and neoplastic tissue. Another advantage is the possibility to unmask flat adenomas, which were not seen by western endoscopists for a long time. Patients with early cancers and premalignant lesions like adenomas can be cured with endoscopic techniques, mucosal resection or polypectomy. Additionally, in patients with long-standing ulcerative colitis methylene blue aided biopsies instead of random biopsies offer a new and better possibility in surveillance for colonic cancer.

Literatur

Glossar

Chromoendoskopie

Chromoendoskopie und Intravitalfärbung sind Synonyme für die gleiche Technik: das Auftragen von Farblösungen auf die Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts zur verbesserten Detailerkennung bzw. zur Aufdeckung rein optisch nicht wahrnehmbarer Schleimhautveränderungen mit nachfolgender gezielter Biopsie und Histologie.

absorptive Färbemittel

Absorptive Färbesubstanzen werden von bestimmten Epithelien aufgenommen und ermöglichen damit eine spezielle Charakterisierung der Mukosa. Hierzu gehören Lugol'sche Lösung, Methylenblau und Cresylviolett.

Kontrastfärbemittel

Kontrastfärbungen heben die intestinale Mukosa besonders plastisch hervor und können im gesamten Gastrointestinaltrakt eingesetzt werden (z.B. Indigokarmin).

„High-resolution”-Endoskopie

Hochauflösende Endoskopie bei der eine hohe Dichte der optischen Bildpunkte eine hohe Detailauflösung ermöglicht.

Magnifikationsendoskopie

Am distalen Ende des Endoskops finden sich manuell verstellbare Linsensysteme, die das endoskopische Bild variabel vergrößern können (bis 150fach).

Pit-Pattern-Klassifikation

Oberflächenmuster verschiedener kolorektaler Läsionen nach intravitaler Färbung und Analyse mittels Magnifikationsendoskopie. Klasse I und II stehen für nichtneoplastische Veränderungen, die Klassen III bis V entsprechen neoplastischen Transformationen (Adenome und Karzinome).

Anschrift des Verfassers

Dr. R. Kiesslich

I. Medizinische Klinik und Poliklinik Johannes Gutenberg Universität Mainz

Langenbeckstr. 1

55101 Mainz