Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2003; 47(3): 111-120
DOI: 10.1055/s-2003-42989
Originalia

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Drüsentumor nach Mehrfach-Impfung - Calcium carbonicum

Carl Rudolf Klinkenberg
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Publication Date:
20 October 2003 (online)

Zusammenfassung

Fallbeschreibung eines 6 Monate alten Kindes, das nach zwei Fünffach-Impfungen Drüsentumoren im Kopf- und Halsbereich sowie ein chronisches Wangenekzem entwickelte. Der Heilungsverlauf unter Thuja und Calcium carbonicum wird beschrieben. Die Bedeutung der Impfrubriken wird ebenso diskutiert wie die Kausalität von Impfungen für die Pathogenese. Gezeigt wird die Notwenigkeit einer Impfanamnese für Kinder und Erwachsene.

Summary

Case report of a 6 month old child suffering from gland tumor in the regions of head and throat and chronical buccal eczema after two fivefold vaccinations. It is described how the patient was cured with Thuja and Calcium carbonicum. The meaning of vaccination rubrics is discussed just as the part of vaccination in the pathogenesis. The necessarity of vaccination anamnesis for children and adults is demonstrated.

Anmerkungen

01 Allgemeines, Impfung, nach (Kent K. 1410) [[19]].

02 Z.B. wie folgt: „vaccination, cowpox, after” (Impfung, Pocken, nach), wie es bereits im Synthetischen Repertorium vorgenommen wurde (Barthel, Klunker SR II 671) [[1]]. Eine Impfung ist in der homöopathischen Literatur des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Pocken-Impfung, die neben regional verbreiteten Grippe-, Diphtherie- und TBC-Impfungen anerkannt und weit verbreitet war. Ab 1885 wurde in Einzelfällen auch gegen Tollwut geimpft. Wichtige Arzneien für Folgekrankheiten nach Pocken-Impfung wurden erstmalig von Bönninghausen genannt, nachdem er Thuja als nahezu spezifisches Mittel für die Pockenkrankheit in die Homöopathie eingeführt hatte (Bönninghausen KMS. 717) [[2]].

03 In den letzten Jahren wurde die Pocken-Impfrubrik mit einzelnen Nachträgen zeitgenössischer Autoren vermischt. So finden sich im Synthesis Nachträge von P. Herscu, J. Scholten, T. Smits usw., die sich nicht auf die Pocken-Impfung beziehen können, da diese seit 1975 kaum noch durchgeführt und 1980 abgeschafft wurde. Einmal abgesehen davon, nach welchen Kriterien überhaupt Nachträge in Repertorien aufgenommen werden, müssen sie exakt einer konkreten heutigen Impfung in separater Rubrik zugeordnet werden. Schließlich wird im selben Repertorium noch eine Unterrubrik „Impfung, Pocken, gegen” mit 3 Arzneien (Maland., Thuj., Vario.) gebildet, und das Chaos ist perfekt (Radar for Windows 8.1).

04 Für den repertorialen Vergleich wurden die Grade der jeweiligen Repertorien belassen. Jahr unterscheidet in seinen Repertorien ab 1848 sechs Grade in umgekehrter Wertigkeit als heute üblich, nämlich den 1. Grad als höchsten, den 2. Grad als zweithöchsten usw. Die Grade aus JHR [[15]] wurden den Wertigkeiten der übrigen Rubriken angepasst, d.h. hohe Zahlenwerte bezeichnen hohe Grade.

05 Siehe hierzu meine Ausführungen über den Haltepunkt der Wirkung (Klinkenberg, 1999: 16 ff.) und [[18]].

06 In der homöopathischen Literatur ist dokumentiert, dass die frühere Kuhpocken-Impfung ein ätiologischer Faktor der Tumorgenese ist, u.a. bei Burnett, Clarke und Grimmer [[6]-[9]]; siehe Klinkenberg, 1999: 21-22. Burnett und Clarke heilten zahlreiche Tumorfälle mit Thuja als einzigem Mittel oder Folgemittel, bei denen die Kuhpocken-Impfung ein Faktor in der Krankheitsgeschichte war. Sie gaben Thuja, wenn die Impfung häufig wiederholt worden war, der Patient eine direkte Impfreaktion hatte oder wenn bald nach der Impfung ein chronisches Leiden begann.

07 Bönninghausen schreibt, „… dass viele chronische Beschwerden der schlimmsten Art unseren besten Mitteln Widerstand leisten und nicht selten erst dann Besserung annehmen, wenn Mittel zur Anwendung gebracht werden, welche auch gegen sykotische Krankheiten Hilfe zu bringen die Kraft haben.” (Bönninghausen KMS. 715). Siehe hierzu die Bemerkungen und Kasuistiken von Burnett [[7]].

08 Interessanterweise ist der Kopfschweiß von Calc. kein Prüfungssymptom in den CK, sondern ein klinisches Symptom Hahnemanns.

09 Nach Angaben der Kinderärztin seien bei der U7 Anfang 12/01 keinerlei Tumoren mehr tastbar.

10 Der Säugling wird in den ersten Monaten durch sein unspezifisches Abwehrsystem und humorale Antikörper (Immunglobuline) aus der Muttermilch geschützt. Während die Leihimmunität abnimmt, bauen sich allmählich die eigenen spezifischen Immunabwehrsysteme auf. Je älter das Kind ist, desto adäquater reagiert das Immunsystem. Ein Beispiel ist die MMR-Impfung, die im Alter von 18 bis 24 Monaten nur einmal verabreicht werden muss. Seit 1991 empfiehlt die STIKO (s. [Anm. 11]) eine zweite MMR-Impfung zur Schließung von sog. Immunitätslücken. Die Sächsische Impfkommission empfiehlt weiterhin eine Impfung.

11 Allgemeine Impfempfehlungen der STIKO und Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission; Januar 2003. Die STIKO ist eine ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut, in der Pädiater, Mikrobiologen, Virologen, Hygieniker und Arbeitsmediziner vertreten sind. Zusätzlich erhalten seit 2001 Kinder mit chronischen Herz-Kreislauf-Krankheiten, Atemwegserkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Nierenerkrankungen, Immundefekten sowie Frühgeborene und untergewichtige Säuglinge die Pneumokokken-Impfung und damit 4 weitere Impfungen (STIKO 10/02).

12 Die Reaktionen und Veränderungen des Immunsystems auf Impfstoffe sind auch heute nicht im Einzelnen bekannt. Siehe hierzu die Arbeit von Quak [[23]].

13 Bönninghausen TB. 341 bzw. KMS. 717 und Barthel, Klunker SR II 671.

14 Siehe Klinkenberg, 1999: 21-22. 15 Ich danke Peter Busch, Heike Buczek und Armin Seideneder für Ihre Unterstützung bei der Literaturrecherche.

Literatur

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  • 02 Bönninghausen Cv. Bönninghausens kleine medizinische Schriften (KMS). Hrsg. K.-H. Gypser. (11831-1864, vorwieg. Zeitschriftenveröffentlichungen Bönninghausens). Heidelberg; Arkana-Verlag 1984
  • 03 Bönninghausen Cv. Therapeutisches Taschenbuch (TB). Hrsg. K.-H. Gypser. 1. Aufl. Stuttgart; Sonntag Verlag 2000
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  • 12 Hahnemann S. Organon der Heilkunst (ORG). (11842 Paris). Hrsg. J.M. Schmidt. Standardausgabe der 6. Aufl. Heidelberg; Haug Verlag 1992
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Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Carl Rudolf Klinkenberg

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