Aktuelle Urol 2003; 34(1): 11-12
DOI: 10.1055/s-2003-44493
Uroquiz

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

UroQuiz

Prof. Darko Kröpfl1 , PD. Daniela Schultz-Lampel2
  • 1Essen
  • 2Villingen-Schwennigen
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Publication Date:
03 March 2003 (online)

 

Ein 43-jähriger Patient wird wegen eines auffälligen Sonographie-Befundes der Harnblase vorgestellt.

Der Patient wurde seit seinem 8. Lebensjahr wegen einer „vergrößerten Prostata” behandelt. Vor 8 Jahren war er wegen eines Harnwegsinfektes in urologischer Behandlung. Er ist Vater eines gesunden 14-jährigen Sohnes, beruflich aktiv und er joggt regelmäßig.

Die klinische Untersuchung ergab außer einer normal konsistenten großen Prostata keinen pathologischen Befund. Das mitgebrachte Sonographie-Bild der Harnblase wies eine ringförmige, dickwandige (7 mm) Raumforderung in der Harnblase auf, welche sich bestätigen ließ (Abb.1). Die Sonographie der Nieren und der Prostata ergab keinen pathologischen Befund. Zum Zeitpunkt der Untersuchung beklagte der Patient einen abgeschwächten Harnstrahl. Die mikrobiologische Diagnostik wurde wegen einer eingeleiteten antibiotischen Behandlung nicht durchgeführt.

Welche Untersuchungen würden Sie als nächstes durchführen? Haben Sie bereits eine Verdachtsdiagnose? Welche Untersuchungen würden Sie zur Diagnosesicherung durchführen? Wie lautet jetzt Ihre Verdachtdiagnose? Würden Sie noch weitere Untersuchungen durchführen? Wie würden Sie weiter vorgehen?

Untersuchungen:Zunächst erfolgte eine weitere radiologische Abklärung. Die Ausscheidungsurographie zeigte eine unauffällige Leeraufnahme, zeitgerechte seitengleiche Kontrastmittelaussscheidung beidseits, glatter Kontrastmittelabfluss über leicht dilatierte Ureteren. Die Harnblase war gefüllt und nur schwach kontrastiert (Abb. 2). In der Miktionszystourethrographie fiel eine Kontrastmittelaussparung im Bereich des Blasenbodens sowie in der prostatischen und proximalen Harnröhre auf. Am Blasendach stellte sich eine stark kontrastierte divertikelartige Ausstülpung dar (Abb. 3). Verdachtsdiagnose:Es handelt sich am ehesten um eine komplexe Fehlbildung mit Blasendivertikel und Ureterozele. Untersuchungen zur Diagnosesicherung:Als invasive Untersuchung wurde als nächstes eine flexible Urethrozystoskopie durchgeführt. Dabei fand sich ein trüber Urin in der Blase und links im Bereich der erweiterten Harnleitermündung eine große bis in den Blasenhals prolabierende mit normaler Schleimhaut überzogene Raumforderung. Verdachtsdiagnose:Es wurde die Verdachtsdiagnose auf eine bizarr ausgeprägte Ureterozele gestellt. Weitere Untersuchungen:Eine Spiralcomputertomographie des Abdomens und Beckens zeigte eine linksseitige Ureterozele, die bis in den Blasenhalsbereich prolabierte (Abb. 4) sowie ein großes Divertikel am Blasendach (Abb. 5). Weiteres Vorgehen:Unter der Verdachtsdiagnose einer gigantischen Ureterozele links und eines Blasendachdivertikels erfolgte die Freilegung der Harnblase. Das Harnblasendivertikel wurde reseziert. Intraoperativ stellten sich bilateral paraureterale Divertikel und eine gigantische Ureterozele des linken Ureters dar. Die beiden paraureteralen Divertikel wurden ebenfalls reseziert. Beide Ureteren wurden nach Politano-Leadbetter reimplantiert, rechts wegen der innigen Beziehung des Harnleiters zum Divertikel, links wegen der Mündung des Harnleiters in die Ureterozele. Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Postoperativ berichtete der Patient über einen hervorragenden, bis jetzt von ihm noch nie beobachteten Harnstrahl.

Fallbeitrag

Prof. Darko Kröpfl

Essen

Bearbeitung

PD Daniela Schultz-Lampel

Villingen-Schwennigen

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