RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2003-45528
Selbsterfahrungsübungen als Methode der Suchtprävention - den Umgang mit Sucht- und Genussmitteln lernen?
Exercises of Self-Experience, a Method of Addiction Prevention - Learning how to Handle Addiction and Pleasure Related Substances?Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. Januar 2004 (online)

Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Selbsterfahrungsübungen als Methode der Suchtprävention. Dieser konzeptionelle Ansatz ist in der Suchtprävention relativ jung und noch nicht sehr weit verbreitet. Es wird erstmalig für diese Art suchtpräventiver Intervention eine Übersicht zum Stand von Praxis und Forschung gegeben. Neben einer typologischen Einordnung werden der theoretische Ansatz (soziale Lerntheorie bzw. die damit verbundene Selbstwirksamkeitstheorie und der wissenschaftliche Kenntnisstand dargestellt. Das Kernstück bildet jedoch die Darstellung von sieben praktischen Beispielen aus dem deutschsprachigen Raum: In ihnen geht es beispielsweise um das Einhalten von Trinkregeln, um Verzichtsübungen oder um Testfahrten unter Alkoholeinfluss.
Über die Effektivität von Selbsterfahrungsübungen kann noch keine abschließende Aussage getroffen werden. Dafür liegen bislang zu wenige Evaluationsstudien aus diesem Bereich vor. Die vorhandenen Untersuchungen sind jedoch viel versprechend und deuten darauf hin, dass diese Art von suchtpräventiver Intervention wirkt und ein vernünftiger Umgang mit Sucht- und Genussmitteln erlernt werden kann.
Abstract
The paper considers exercises of self-experience as a method to prevent addiction. The concept is rather new and not yet widespread. This paper is the first overview on the state of practice and research of this type of intervention. In addition to a typological classification, we will present the theoretical basis (social theory of learning and the related theory of self-efficacy) as well as the scientific state of knowledge. We will mainly present seven examples from German speaking areas concerning for instance the observation of drinking rules, exercises of renunciation or test driving under the influence of alcohol. The efficacy of the exercises of self-experiences cannot yet be evaluated conclusively. A sufficient number of evaluation studies is not yet available. But those studies that are available so far are promising and indicate that this type of addiction prevention is efficient and that it is possible to learn how to handle addiction and pleasure related substances in a sensible way.
Schlüsselwörter
Suchtprävention - Selbsterfahrungsübungen - soziale Lerntheorie - Evaluation
Key words
Addiction prevention - exercises of selfexperience - social theory of learning - evaluation
Literatur
- 1 Trimbos Institute .Making schools a healthier place. Manual on effective school-based drug prevention Utrecht; 2002
MissingFormLabel
- 2 Bandura A. Sozial-kognitive Lerntheorie. Stuttgart; Klett-Cotta 1979
MissingFormLabel
- 3 Self-efficacy in Changing Societies. In: Bandura A (Hrsg). Cambridge; University Press 1997
MissingFormLabel
- 4 Kutza R. Prozessevaluation des schulischen Lebenskompetenzprogramms ALF zur Primärprävention
des Substanzmissbrauches. Dissertation Marburg,; 1998
MissingFormLabel
- 5 Silbereisen R K, Kastner P. Entwicklung von Drogengebrauch - Drogengebrauch als Entwicklung?. Oerter R Lebensbewältigung im Jugendalter. Edition Psychologie Weinheim,; 1985
MissingFormLabel
- 6 Schmidt B. Wie kommt es zum Konsum und Mißbrauch von illegalen Substanzen?. Freitag M, Hurrelmann K Illegale Alltagsdrogen: Cannabis, Ecstasy, Speed und LSD im Jugendalter Weinheim; Juventa 1999
MissingFormLabel
- 7 Kalke J, Raschke P, Lagemann C. et al .Handbuch für die Suchtprävention. Programme, Projekte und Maßnahmen aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz. In diesem Handbuch werden 120 Präventionsprojekte aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgestellt, die von Praktikern und Wissenschaftlern
nach bestimmten Qualitätskriterien zusammengestellt worden sind. Freiburg i. B.: Lambertus
(im Druck).
MissingFormLabel
- 8 Raschke P, Kalke J. Lernen durch Verzicht. Konzept und Wirkung des suchtpräventiven Unterrichtsprogramms „Gläserne Schule” Baltmannsweiler; Schneider Verlag Hohengehren 2002
MissingFormLabel
- 9 Hanewinkel R, Wiborg G. Primär- und Sekundärprävention des Rauchens im Jugendalter: Effekte der Kampagne „Be Smart - Don’t Start”. Gesundheitswesen. 2002; 64 492-498
- 10 LSSH/KOSS, Landestelle gegen die Suchtgefahren/Koordinationsstelle schulische Suchtvorbeugung .Jahresbericht 2002. Kiel,; 2003
MissingFormLabel
- 11 Deutsches Schulamt .Gesundheitsförderung in Kindergarten und Schule. Informationsbroschüre Bozen,; 2002
MissingFormLabel
- 12 Klingemann H, Sobell L, Barker J. et al .Promoting Self-Change from Problem Substance Use. Practical Implications for Policy, Prevention and Treatment Dordrecht/Boston/London; Kluwer Academic Publishers 2001
MissingFormLabel
- 13 Körkel J. Kontrolliertes Trinken: Eine Übersicht. Suchttherapie. 2002; 4 87-96
- 14 Raschke P, Kalke J. Cannabis in Apotheken. Kontrollierte Abgabe als Heroinprävention Freiburg i. B.; Lambertus 1997
MissingFormLabel
1 Natürlich spielt auch die Verhaltenssteuerung durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen (beispielsweise strukturelle Präventionsmaßnahmen wie Preis, Werbeeinschränkungen etc.) und durch das soziale Klima eine wichtige Rolle.
2 Auch wenn es sich bei EDDRA dem Namen nach um eine Datenbank zu illegalen Drogen handelt, finden sich hier viele Präventionsmaßnahmen zu legalen Suchtmitteln wie Nikotin oder Alkohol.
Dr. Jens Kalke
Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie des UKE
Martinistraße 52
20246 Hamburg
eMail: KalkeJ@aol.com