Aktuelle Urol 2003; 34(7): 434-436
DOI: 10.1055/s-2003-814725
Klassische Arbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prognostic value of urodynamic testing in myelodysplastic patients

Peter Rubenwolf1
  • 1Würzburg
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Publication Date:
04 December 2003 (online)

 

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit beschreibt den klinischen Verlauf von 42 Patienten mit Myelomeningozele unter Berücksichtigung der urodynamischen Befunde (durchschnitt-liches Follow-up 7,1 Jahre). Die urodynamische Evaluation umfasste ein Urethra-druckprofil sowie eine komplette videourodynamische Untersuchung mit simultaner Dokumentation des intravesikalen und intraurethralen Druckes, Elektromyographie der Beckenbodenaktivität sowie eine Miktionszysturethrographie. Hinsichtlich der urethralen Verschlusskompetenz zeigte sich bei 36 Patienten (86 %) ein funktionsloser Blasenhals mit dem Korrelat eines insuffizienten M. sphincter internus. Bei 7 von 42 Patienten (17 %) lag eine Detrusorhyperreflexie mit koordinierter Detrusor-/Sphink-teraktivität in 4 und Detrusor-/Sphinkter-Dyssynergie in 3 Fällen vor. 35 Patienten (83 %) zeigten in der Füllungsphase eine Detrusorareflexie; von diesen Patienten hatten 5 einen atonen Detrusor und 30 inadäquat hohe intravesikale Drücke. Bei 20 Patienten betrug der intravesikale Druck zum Zeitpunkt der urethralen Öffnung (Leak-Point-Druck) - und damit des Urinverlustes - maximal 40 cm H2O; bei den übrigen 22 Patienten lag der Leak-Point-Druck über 40 cm H2O. In der erstgenannten Gruppe zeigte kein Patient im Verlauf einen vesikoureterorenalen Reflux; lediglich 2 Patienten entwickelten dilatierte obere Harnwege im Ausscheidungsurogramm. In der Gruppe mit intravesikaler Hochdrucksituation hingegen traten im Verlauf bei 15 Patienten (68 %) vesikoureterorenale Refluxe und bei 18 Patienten (81 %) dilatierte obere Harnwege im Aussscheidungsurogramm auf. Anhand dieser Ergebnisse kann daher ein klarer Zusammenhang zwischen dem urethralen Verschlussdruck sowie dem intravesikalen Druck bei Urinverlust und dem klinischen Verlauf von Patienten mit Myelomeningozele abgeleitet werden. Alle Patienten mit suffizientem urethralen Verschluss erreichten durch intermittierenden Katheterismus und anticholinerger Medikation komplette Kontinenz, wohingegen dies bei Patienten mit Sphinkterinsuffizienz lediglich in 60 % der Fälle zu einer Verbesserung der Kontinenzsituation, jedoch in keinem Fall zu vollständiger Kontinenz führte. Ein artefizieller Sphinkter scheint bei diesen Patienten eine adäquate Option zur Herstellung der Kontinenz darzustellen, jedoch muss hierbei die Reaktion des Detrusors auf Füllung berücksichtigt werden. Eine Detrusorhypertonie sollte daher vor geplanter Sphink-terimplantation ausgeschlossen und, falls vorhanden, behandelt werden. Therapieoptionen für Patienten mit hohem urethralen Auslasswiderstand sind der intermittierende Einmalkatheterismus in Verbindung mit einer anticholinergen Medikation, chirurgisch-ablative Verfahren am urethralen Sphinkter zur Herabsetzung des subvesikalen Widerstandes in Kombination mit Anticholinergika und Implantation eines artefiziellen Sphinkters. Nur durch ein langjähriges Follow-up wird sich jedoch zeigen lassen, ob die genannten therapeutischen Optionen im Hinblick auf eine Protektion des oberen Harntrakts geeignet sind.

Dr. Peter Rubenwolf

Würzburg

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