Psychiatr Prax 2005; 32(4): 195-201
DOI: 10.1055/s-2003-814994
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inanspruchnahme von professioneller Hilfe durch Patienten mit Zwangserkrankungen

Employment of Professional Help by Patients with Obsessive-Compulsive DisordersKatarina  Stengler-Wenzke1 , Matthias  C.  Angermeyer1
  • 1Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
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Publication Date:
25 April 2005 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Zur erstmaligen Inanspruchnahme von professioneller Hilfe durch Patienten mit psychischen Erkrankungen liegen einige Untersuchungen vor. Bislang gibt es keine hinreichenden Befunde diesbezüglich für Patienten mit Zwangserkrankungen. Methode: 23 Patienten, die sich mit einer Zwangserkrankung in der Verhaltenstherapeutischen Ambulanz unserer Klinik vorgestellt hatten, wurden in problemzentrierten Interviews zu ihrer Inanspruchnahme von professioneller Hilfe, ihren Erfahrungen im Hilfesystem und den von ihnen bemerkten „Erstauffälligkeiten” ihrer Erkrankung befragt. Die Auswertung erfolgte mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse. Ergebnisse: Erste Auffälligkeiten während der Krankheitsentwicklung werden von den Betroffenen meist bagatellisiert und normalisiert, nur selten einer Erkrankung zugeordnet. Angehörige werden oft ebenso hilflos wie die Betroffenen selbst beschrieben. Im Gegensatz zu Patienten mit Depressionen und mit Angsterkrankungen wird von Zwangserkrankten häufiger der Nervenarzt/Psychiater als erster professioneller Ansprechpartner gewählt. Der Hausarzt spielt nur eine untergeordnete Rolle. Diskussion: Erste Auffälligkeiten im Frühverlauf der Zwangserkrankung müssen frühzeitiger diagnostiziert werden, um sie adäquat behandeln zu können.

Abstract

Background: Several studies have investigated the pathway to psychiatric care. There are no results available for OCD. Methods: Therefore, 23 patients with OCD were recruited among individuals seeking treatment at our university hospital outpatient clinic for anxiety and obsessive-compulsive disorders. All patients underwent a semistructured interview aimed at investigating their individual pathways to psychiatric care, to their experiences in the health system and to the first appearances of the psychiatric disorder. Results: Those affected often trivialize and normalize the first symptoms of OCD. Also, in many cases, family members of OCD-patients do not understand the first symptoms of OCD. Contrary to patients with depression and anxiety disorder, OCD-patients often choose psychiatrists as their first professional contact. Discussion: The first symptoms of the disorder must be diagnosed at an early stage in order to provide the patients with the acknowledged therapy for OCD.

Literatur

Dr. med. Katarina Stengler-Wenzke

Universität Leipzig · Klinik und Poliklinik für Psychiatrie

Johannisallee 20

04317 Leipzig

Email: Katarina.Stengler-Wenzke@medizin.uni-leipzig.de