Experimentelle Daten legen eine erhöhte Fazilitation im Bereich einer fokalen zerebralen
Ischämie sowie eine Disinhibition der nicht betroffenen Hemisphäre nahe. Da es diesbezüglich
bisher nur wenige Studien zur veränderten kortikalen Erregbarkeit beim Schlaganfall
gibt, untersuchten wir bei Patienten mit akuten zerebralen Ischämien die kortiko-kortikale
Exzitabilität mittels transkranieller magnetischer Doppelstimulation. Acht gesunde
Probanden und sieben Patienten mit einer akuten zerebralen Ischämie mit leichter Parese
der Hand wurden innerhalb der ersten fünf Tage nach Beginn der Symptomatik untersucht.
Drei Patienten hatten einen kortikalen Infarkt unter Aussparung des primär-motorischen
Kortex erlitten, bei vier Patienten war eine subkortikale lakunäre Ischämie festgestellt
worden. Die transkranielle magnetische Doppelstimulation wurde durch eine fokale Spule
über dem primär-motorischen Kortex des kontralateralen M. interosseus dorsalis I appliziert
mit einem konditionierenden Stimulus (65% der Ruheschwelle) und einem Teststimulus
(110–120% der Ruheschwelle) bei Interstimulus-Intervallen von 1, 2, 3, 5, 7, 10, 15,
20 und 30 ms. Für jedes Interstimulus-Intervall wurden 10 Doppelstimulationen angewandt.
Bei Patienten mit einer subkortikalen Ischämie wurde eine signifikant geringer ausgeprägte
Inhibition der nicht-betroffenen Hemisphäre bei Interstimulus-Intervallen von 1–3
ms gefunden (66% gegen 24% bei den Probanden, p<0,001). Patienten mit einer kortikalen
Ischämie zeigten sogar eine Fazilitation (146% gegen 24% bei Probanden, p=0,05). Die
Inhibition der betroffenen Hemisphäre war bei subkortikalen Ischämien weniger ausgeprägt
(52% gegen 24% bei Probanden, p=0,01), bei kortikalen Ischämien dagegen nicht einheitlich.
Die geringer ausgeprägte Inhibition der nicht betroffenen Hemisphäre bei kortikalen
und subkortikalen Ischämien könnte durch ein Verlust der transkallosalen Hemmung der
betroffenen Hemisphäre verursacht sein. Darüber hinaus weisen unsere Daten auf eine
Abhängigkeit des Ausmaßes der Disinhibition (verringerte Hemmung – Fazilitation) von
der subkortikalen oder kortikalen Lokalisation der Ischämie hin. Die geringer ausgeprägte
Inhibition der betroffenen Hemisphäre bei subkortikalen Ischämien könnte durch Schädigungen
von subkortiko-kortikalen hemmenden neuronalen Regelkreisen bedingt sein.