Bei Patienten mit Querschnittslähmungen sind die kardiovaskulären Reaktionen während
orthostatischer Belastung beeinträchtigt. In dieser Studie sollten die kardiovaskulären
Antworten auf passive orthostatische Belastung bei Patienten mit chronischer Querschnittslähmung
geprüft werden. Bei 8 chronisch querschnittsgelähmten Patienten (7 Frauen, 1 Mann,
Alter 43±7 Jahre, 3 Patienten mit thorakaler (T4, T4, T5), 5 Patienten mit zervikaler
(C4, C5, C6, C6, C7) Läsion, 4 komplette, 4 inkomplette Läsionen, Krankheitsdauer
127±37 Monate) und bei 11 gesunden Kontrollpersonen (7 Männer, 4 Frauen, Alter 26±1
Jahr) registrierten wir im Liegen und während zehnminütiger 60° Kipptisch-Belastung
fortlaufend Herzfrequenz, Blutdruck über der A. radialis am Handgelenk mittels Applanationstonometrie
(Colin Pilot, Colin, San Antonio, TX, USA), kardiales Auswurf- und Herzminutenvolumen
mittels Impendanzkardiographie (Medis, Ilmenau). Der totale periphere Widerstand wurde
aus dem Verhältnis von mittlerem Blutdruck und Herzminutenvolumen berechnet. Bei 3
der querschnittsgelähmten Patienten (1 komplette Läsion, 2 inkomplette Läsionen, 1
thorakale Läsion (T4), 2 zervikale Läsionen (C5, C6)) musste der Kipptisch-Versuch
vorzeitig beendet werden, da der Blutdruck stark abfiel und die Patienten präsynkopale
Symptome boten. Bei den verbleibenden fünf Patienten (3 zervikale Läsionen (C4, C6,
C7), 2 thorakale Läsionen (T4, T5), 2 komplette, 3 inkomplette Läsionen) zeigten die
kardiovaskulären Veränderungen während Orthostase keine Unterschiede zu den Kontrollpersonen
bezüglich der Werte von Herzfrequenz (Kontrollpersonen +20±2, Patienten +14±2 Schläge/min),
systolischem Blutdruck (–9±3 vs. –10±20mmHg), diastolischem Blutdruck (4±3 vs. 3±14mmHg),
Herzminutenvolumen (–27±2% vs. –21±9%) und totalem peripherem Widerstand (+41,8±7,2
vs. +25,1±19,6%). Im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen zeigen die Patienten
mit chronischer Rückenmarksläsion deutliche Schwankungen der kardiovaskulären Antworten
auf die passive orthostatische Belastung sowie eine hohe Inzidenz von Synkopen bzw.
Präsynkopen. Die Variabilität der kardiovaskulären Antworten scheint nicht eng mit
der Höhe oder Vollständigkeit der Rückenmarksverletzung zu korrelieren und erfordert
genauere Abklärung in weiteren Studien.