Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland wird die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Darmkrebs auf
etwa 27000 bei Männern und 30000 bei Frauen geschätzt. Bei frühzeitiger Diagnosestellung
liegt die Heilungschance bei über 90 %. Vor diesem Hintergrund hat die Abteilung
Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz der BASF Aktiengesellschaft am Standort Ludwigshafen
im Sinne ihres Präventionsauftrages eine Vorsorgeinitiative gegen Darmkrebs
durchgeführt.
Probanden und Methodik: Zielgruppe waren alle 13265 aktiv beschäftigten Mitarbeiter ab dem 45. Lebensjahr.
Interessierte erhielten einen standardisierten Fragebogen zu Risikofaktoren für
Darmkrebserkrankungen und den Fecal-Occult-Blood-Test ( FOBT). Bei positivem
Testergebnis und/oder der Beantwortung einer der Fragen nach Blut im Stuhl bzw.
positiver Familienanamnese mit „JA” wurde nach den Empfehlungen der Deutschen
Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, DGVS, eine endoskopische
Abklärung mittels Koloskopie über den Hausarzt angeraten.
Ergebnisse: Bei Abschluss der Aktion lagen von 3732 Mitarbeitern (337 Frauen, 3 395 Männer,
mittleres Alter 52 Jahre) Testergebnisse und ein vollständig ausgefüllter Fragebogen
vor. 688 Mitarbeitern wurde eine Koloskopie empfohlen - 323 Teilnehmer (47
%) ließen diese Untersuchung durchführen. Bei neun Mitarbeitern lagen bereits
manifeste Karzinome vor, sechs davon wurden noch in den Frühstadien T1 oder T2
entdeckt. In 61 Fällen wurden adenomatöse Polypen diagnostiziert und anschließend
abgetragen. Kosten-Nutzenbetrachtungen auf betrieblicher Ebene bzw. im Bereich
der Gesundheitssysteme ergaben günstige Relationen von 1:10 bzw. 1:14.
Folgerung: Nur mit großem Aufwand ist es möglich, die Teilnahmerate an Krebsvorsorgeuntersuchungen
zu erhöhen und die konsequente Abklärung auffälliger Befunde zu erreichen.
Dabei ist die betriebliche Gesundheitsvorsorge eine wertvolle Ergänzung zur haus-
und fachärztlichen Versorgung in Deutschland, wenn eine enge Zusammenarbeit mit
den niedergelassenen Fachkollegen in der Region gewährleistet ist. Aktionen wie
diese bewahren die individuell Betroffenen vor persönlichem Leid und sind auch
wirtschaftlich ein Erfolg.
Background and objective: The annual incidence of colorectal cancer in Germany is estimated at 27000 in
men and 30000 in women. If the diagnosis is made early the cure rate is over
90%. Against this background the department of occupational medicine and health
protection of the BASF Aktiengesellschaft initiated a study on the potential prevention
of colorectal cancer among the staff at its Ludwigshafen site.
Subjects and methods: The target group included all 13265 actively working employees aged 45 years
or above. Those expressing interest were given a standardized questionnaire concerning
risk factors for colorectal cancer and a test for occult fecal blood (FOBT). If
the test was positive and/or a positive answer was given to the question on
blood in the stool or on a positive family history, coloscopy - to be arranged
via the general practitioner - was advised, in line with the recommendations of
the German Society of Digestive and Metabolic diseases (Deutsche Gesellschaft
für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen).
Results: At the end of the study 3732 employees (337 women, 3395 men, mean age 52 years)
had completed the questionnaire and the FOBT results were available. Colposcopy
was recommended to 688 employees, 323 of whom (47%) underwent the investigation.
Nine of the subjects already had manifest cancer, six of them in the early stage
T1 or T2. Adenomatous polyps were found in an additional 61 and subsequently excised.
Cost-benefit considerations at the company level or in the area of the health
system, respectively, gave favourable ratios of 1:10 and 1:14.
Conclusion: It requires considerable expenditure to increase the number of participants in
the cancer prevention programme and obtain a consequent clarification of suspicious
findings. Health care within a company is a valuable complementation in Germany
of medical care provided by general practitioners or specialist, if close cooperation
between practitioners in the given region is assured. Initiatives like the one
presented here protect people personally affected against pain and distress and
are also of economic value.
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1 Diese Initiative wurde in Kooperation mit der Stiftung LebensBlicke - Früherkennung
Darmkrebs, Ludwigshafen/Rhein durchgeführt
Dr. med. Stefan Webendörfer
Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA/BF - H 306, BASF Aktiengesellschaft
67056 Ludwigshafen/Rhein